OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

Erzherzog Albrecht VI. Der zwischen diesen beiden schließlich vereinbarte Aus gleich sah bekanntlich die Übereignung von „Österreich ob der Enns" als selbständi ges und erbliches Fürstentum an Albrecht vor, wodurch das noch immer in Ausfor mung begriffene Land erstmals einen eigenen Landesfürsten erhielt. Dieser wählte, wie wir wissen, 1458 Linz als Residenzort für sich und seine zentralen Landesbehör den und blieb hier bis zu seinem Kriegszug nach Wien und seinem Tod im Jahre 1463. Und auch Kaiser Friedrich III. entschied sich für diese Stadt, als ihn der Krieg mit Ungarn 1484 zwang, seine Residenz zu verlegen. Die Nähe zu dem ungarisch besetz ten Österreich unter der Enns ebenso wie zu den wichtigen süddeutschen Reichsstäd ten und die günstige Verkehrslage an der Donau mögen ihn dazu bewogen haben, sich gerade für diese Stadt zu entscheiden. Daß sie ihm immer schon ein besonderes Anliegen war, zeigt die Tatsache, daß er sie - obwohl stets in Geldnöten - im Gegen satz zu den anderen landesfürstlichen Städten ob der Enns nie verpfändet hat. Bekanntlich hielt er sich sogar von 1489 bis zu seinem Tod im August 1493 mit seinem Hofstaat ständig in Linz auf, und in dieser Periode kam es auch am 10. März 1490 zur Verleihung bestimmter Vorrechte an die „Hauptstadt unseres Fürstenthums Osterreich ob der Enns" wie der Wahl eines Bürgermeisters durch Richter und Rat und des Rechtes, mit rotem Wachs zu siegeln. Als Sitz einer noch bescheidenen landesfürstlichen Zentralverwaltung, vor allem aber als landesfürstlicher und besonders als kaiserlicher Residenzort scheint in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Linz gegenüber Enns uneinholbar in Führung gegangen zu sein. Die Vertreter und Repräsentanten des Landes ob der Enns, die Landstände, hielten jedoch im 15. Jahrhundert ihre Versammlungen und Landtage noch keineswegs regelmäßig oder ausschließlich in Linz ab. Der erste bekannte obderennsische (Teil-)Landtag fand 1408 wohl wegen der damaligen besonderen politi schen und militärischen Lage in Enns statt, 1453 trat der für die weitere Entwicklung des Landes ob der Enns politisch bedeutsame Landtag in Wels zusammen, ja es hat sogar den Anschein, als ob die Landstände zum Beweis ihrer Eigenständigkeit und Unabhängigkeit vom Landesfürstentum Versammlungsorte außerhalb der Stadt Linz bevorzugt hätten. Unter Kaiser Maximilian I. scheint die führende Rolle der Stadt Linz kurzfri stig noch einmal in Frage gestellt worden zu sein, da das im Zuge der großangeleg ten kaiserlichen Verwaltungsreformen 1501 neu geschaffene „Niederösterreichische Regiment" seinen Sitz zuerst in der Stadt Enns angewiesen bekam, noch im selben Jahr aber nach Linz übersiedelte, ehe es 1510 endgültig nach Wien verlegt wurde. Seither war aber die Stellung von Linz als Hauptstadt des Landes ob der Enns ungefährdet, sie wurde vielmehr durch verschiedene Faktoren weiter ausgebaut: Da wäre einmal die Tatsache anzuführen, daß König Ferdinand I. nicht nur im Mai 1521 in Linz seine Vermählung mit Anna von Ungarn feierte, sondern auch sei ner Familie das Linzer Schloß als Wohnort zuwies, wo er sich aber auch selbst bis 1533 hauptsächlich während der Winterzeit aufhielt. Ein weiteres und letztes Mal

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2