mögen sie in der Zusammenschau vielleicht doch auch den einen oder anderen neuen Aspekt zu vermitteln. Beginnen wir unseren Überblick mit der römischen Provinz Noricum, die bekanntlich vom Kärntner Raum im Süden bis an die oberösterreichische Donau gereicht hat. Daß die im Zollfeld gelegene Stadt Virumm als Sitz des Statthalters Hauptstadtfunktion hatte, ist allgemeine Ansicht. Von den im Bereich des heuhgen Oberösterreich gelegenen Siedlungen hob Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) Ovilava/ Ovilavis als erste durch die Verleihung des munizipalen Stadtrechtes hervor. Eine für unsere Region wesentliche Änderung hatte die Errichtung eines festen Lagers in Lauriacum durch die Legio II Italica am Ende des 2. Jahrhunderts zur Folge, als der dort stahonierte Legionskommandant die Funktionen des Statthalters übernahm. Zwar blieb Virunum weiterhin offiziell Provinzhauptstadt, daß aber mit der politischen Aufwertung des Kommandanten von Lauriacum auch eine Verschiebung des regio nalen Schwerpunktes verbunden war, beweist die Tatsache, daß damals wahrschein lich zumindest verschiedene zivile Amter und Büros von Virunum in die Stadt Ovilava und damit näher heran an das militärische Zentrum Lauriacum verlegt wur den. Diese Funktionsteilung zwischen Lauriacum und Ovilava blieb in der Folgezeit bestehen, auch nachdem Kaiser Caracalla (211-217) Wels zur Colonia Aurelia Anto niniana und die Zivilsiedlung von Lauriacum zur Stadt erhoben hatte. In dieser Hin sicht brachte auch die tiefgreifende Reichsreform Kaiser Dioclehans am Beginn des 4. Jahrhunderts mit strikter Trennung von ziviler und militärischer Gewalt keinen grundsätzlichen Wandel; In der neugeschaffenen Provinz Ufernoricum wurde der Stadt Wels als Sitz des Statthalters die Funktion der Provinzhauptstadt zugewiesen, während als militärischer Oberbefehlshaber für Ufernoricum und Pannonien ein Grenzgeneral in Lauriacum residierte. In spätrömischer Zeit scheint jedoch Wels seine Bedeutung verloren zu haben, die Vita Severini erwähnt die Stadt bekanntlich nicht; andererseits tritt die wichtige Rolle der Festung Lauriacum in dieser Quelle deutlich zutage, und nicht zuletzt bezeugt sie uns ja auch den für den oberösterreichi schen Raum einzigen namentlich bekannten Bischof, nämlich Constantius von Lau riacum. Zu Severins Zeiten in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte nach Aus sage der Lebensbeschreibung dieses hervorragenden Mannes zweifellos Lauriacum die Stellung eines „Vorortes" in unserem Gebiet inne, wie man in Anbetracht der weit gehenden Auflösung der zivilen und militärischen Strukturen wohl besser anstelle von Hauptstadt sagen wird. Völlig neue Verhältnisse entstanden bekanntlich nach der Umbruchszeit der sogenannten Völkerwanderung im frühen Mittelalter mit der Ausbreitung der bairischen Siedlung bis zur Enns und der Ausformung neuer Herrschaftsstrukturen im bairischen Stammesherzogtum der Agilolfinger seit dem 6. Jahrhundert. Die für die
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