Tabula Peutingeriana, 12. oder 13. ]h. (Ausschnitt). lieh die verkehrsgünstige Lage und eine gewisse Infrastruktur der Hauptstadt vor aussetzt. Der politischen Gewichtung einer Hauptstadt entspricht aber ebenso eine kulturelle und zumeist auch eine kultische insoferne, als die Träger der erwähnten Institutionen im allgemeinen eine gehobene Lebensart und ein Bedürfnis nach Kultur zu entwickeln pflegen bzw. nicht zuletzt auch religiös-seelsorglich versorgt zu wer den wünschen. Daß alle bisher genannten Faktoren zum wirtschaftlichen Auf schwung einer Hauptstadt beitragen, versteht sich. Insgesamt besitzt also eine Haupt stadt sowohl eine personelle und sachliche Anziehungskraft als auch eine charakterishsche Ausstrahlung, die das polihsche Bewußtsein eines Landes bzw. dessen Repräsentation genauso betrifft wie seine Kultur - man denke etwa nur an die gegen wärtig in der BRD geführte Diskussion über die Hauptstadt eines künftigen wieder vereinten Deutschland mit der Kernfrage: Bonn oder Berlin? Dabei müssen wir uns aber dessen bewußt sein, daß mit diesen kurzen andeu tungsweisen Bemerkungen das Phänomen „Hauptstadt" keineswegs vollständig und allgemeingültig beschrieben ist - so wäre etwa auch auf besondere Rechtsverhält nisse bzw. Vorrechte hinzuweisen - und daß die angeführten idealtypischen Wesens züge weder für alle Epochen noch stets in ihrer Gesamtheit Gültigkeit haben. Gerade deshalb, weil die angeführten Merkmale primär für moderne Staatswesen zutreffend sind, dürfte allerdings die Notwendigkeit besonders klar geworden sein, den grund sätzlichen geschichtlichen Wandel von „Staat" bzw. „Land" und dessen jeweiliger „Hauptstadt" in den verschiedenen Zeitläufen herauszuarbeiten. Obwohl im folgen den vorwiegend bereits bekannte Fakten und Einzelheiten geboten werden, ver-
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