OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 3

Grünland rentabel ist, betrifft dies die Viehhaltung, deren Produkte wegen der weiten Entfernung zum Markt nicht kostendeckend abzusetzen sind. Ende der sechziger Jahre ist man daher dazu übergegangen, durch Abschlachtungs- und Flächenstilllegungsprämien sowie andere finanzielle Anreize zur Betriebsaufgabe manches wieder der Natur zu überlassen, was man ihr zur Unterbringung des großen Flücht lingsstromes in der Not der Nachkriegszeit abgerungen hatte. So sind in den letzten 20 Jahren in einzelnen Gemeinden Nord- und Ostfinnlands über 30 Prozent der bäuerlichen Betriebe aufgelassen worden. Alternativen für die noch im Erwerbsleben Stehenden gibt es an Ort und Stelle kaum, und die Pendlerwege zu außeragrarischen Arbeitsplätzen sind zu weit. So bleibt für viele nur das Fortgehen für immer, zumal die Lebenshaltungskosten in Lappland um zwei Monatsgehälter höher sind, als ein mittlerer Angestellter dafür im Süden aufbringen muß. Die Aufwendungen für die unerläßlichen, über die eigene kleine Welt hinausgehenden Kontakte und das Heizen, das praktisch das ganze Jahr nötig ist, spielen dabei eine wesentliche Rolle.® Sorgen solcher Art hat der Süden unseres Erdteils nicht. Auch dort verbirgt sich jedoch hinter dem Enthusiasmus der Reisemanager über den heiteren Golf von Neapel, über die zum azurblauen Meer und die weißen Häuser von Amalfi abstür zenden Felsen der Halbinsel von Sorrent oder die so imponierenden Reste der Magna Graecia in Paestum und Taormina eine recht nüchterne Realität. Einen Hinterhof Europas hat man vor nicht allzu langer Zeit das südliche Italien genannt. Die in ihren Anfängen schon auf die Antike zurückgehende, in den Zeiten der aragonesischen Herrschaft und des Königreiches Neapel-Sizilien weitergeschriebene Geschichte der Latifundien hat Mißstände hinterlassen, die erst in jüngster Zeit einiges von ihrer Schärfe und Sprengkraft verloren. Einer zahlenmäßig kleinen, in rentenkapitalisti schen Vorstellungen befangenen Schicht von Großgrundbesitzern ohne jedes Interesse an ertragssteigernden Investitionen stand die große Masse von abhängigen, verschuldeten und kurzfristig kündbaren Pächtern sowie rechtlosen Landarbeitern gegenüber, deren einzige Hoffnung die Ab- und Auswanderung war. Riesige Wei zenschläge mit mageren Ernten und Schafweiden für die im Winter das Tiefland auf suchenden Herden bestimmten bis vor wenigen Jahrzehnten das Aussehen der Agrarlandschaft. Die 1949 unter dem Druck der sozialen Spannungen, vor allem des Elends der Höhlenwohnungen von Matera, in Angriff genommene und 1953 gegen den Willen des Großgrundbesitzes abgeschlossene Bodenreform brachte endlich eine Wende. Auf einer gegen Entschädigung enteigneten Fläche von fast 700.000 ha entstanden allein im festländischen Süditalien gegen 90.000 neue Siedlerstellen, darunter über die Hälfte für Nebenerwerbsbauern, vorwiegend als Einzelhöfe inmit ten einer geometrisch aufgeteilten Flur. Dort, wo sich die staatliche Subvention mit der dadurch geweckten privaten Initiative verband, hat sich der Aufwand gelohnt. Ein Beispiel dafür ist die Küsten ebene von Metapont mit ihrem vielfältigen Anbau von Tabak, Zuckerrüben, Gemüse, Erdbeeren, Tafeltrauben und Agrumen auf den sorgfältig berieselten ParzelVgl. dazu Varjo u. Hakala.

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