Jörg K. Hoensch: Premysl Otakar II. von BöhmeiL Der Goldene König. Graz: Verlag Slyria 1989. 320 Seilen, 19 Abbildungen, Karten, Stammtafeln, S 350,-. ISBN 3-222-11910-4 Nur zwei Jahre nach seiner ausgezeichneten Geschichte Böhmens - eine Besprechung dieses Werkes ist in den Oö. Heimatblättern 1989, Heft 3, enthalten - hat Jörg KL Hoensch die einschlägige Literatur mit einer Biografie Premysl Otakars II. von Böhmen bereichert, an dessen Lebensdarstel lung sich seit über 100 Jahren kein Biograf mehr herangewagt hat. Der Autor, selbst aus einem Land der böhmischen Krone stammend, hat als Ordinarius für osteuropäische Geschichte an der Saarländischen Universität wieder einmal augen scheinlich bewiesen, daß exakte Wissenschaftlich keit und angenehme Lesbarkeit durchaus verein bar sein können. Wenn es an sich schon nicht leicht ist, eine dynamische, vielschichtige, vielleicht auch widersprüchliche historische Persönlichkeit im Rückblick über sieben Jahrhunderte eindrucksvoll und plastisch, aber geschichtstreu darzustellen, so ist ein solches Unterfangen umso höher zu bewer ten, wenn der Autor es versteht, seinen Leser sicher durch die Wirren des 13. Jahrhunderts zu führen und ihm dabei eine Übersicht über die politischen Gegebenheiten, die geistigen und kulturellen Strö mungen sowie die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu verschaffen. Mit einem solcher art gestalteten soliden Rahmen umgibt Hoensch das faszinierende Bild einer der prägnantesten Herrschergestalten des Mittelalters. Das gründ liche Ausschöpfen der Quellen und die umfassen de Verwertung der Fachliteratur ermöglichten dem Autor, eine dem neuesten Forschungsstand entsprechende Biografie zu schaffen, obwohl die zeitgenössischen Schriften über die Persönlichkeit des großen Böhmenkönigs wenig aussagen und insbesonders sein Privatleben nur sehr dürftig do kumentiert ist. Aufstieg, Machtentfaltung und Niedergang hat Hoensch die drei großen Abschnitte seines Werkes überschrieben, in welchem er dem Leser das tragische Schicksal eines zum Herrschen ge borenen Mannes anschaulich vor Augen führt. Eine über das damalige Normalmaß hinausgehen de Ausbildung, selbstbewußte, stattliche Erschei nung, Repräsentationsverständnis, ritterliche Denkungsart, gepaart mit politischem Gespür und kämpferischem Willen hätten den Böhmenkönig - wie Hoensch glaubwürdig darlegt - sicher befä higt, seinen Traum von einem Reich „von Meer zu Meer" zu verwirklichen und die römische Kaiser krone zu erringen, wenn nicht eine Verkettung machtpolitischer Umstände in Europa und nicht zuletzt gewisse Schwächen Otakars selbst, die der Autor keineswegs verheimlicht, zum Scheitern dieser hochfliegenden Pläne geführt hätten. Gefan gen von der packenden Darstellungsweise des Au tors erlebt der Leser erschüttert mit, wie Premysl Otakar, der mit 14 Jahren die politische Bühne be trat, als heller Stern aufgestiegen ist, um die euro päische Politik in hohem Maße mitzubestimmen, schließlich geächtet und gebannt im Getümmel der Entscheidungsschlacht gegen Rudolf von Habsburg als wehrlos Gewordener schimpflich er schlagen und ausgeplündert worden ist. Von dem einst strahlenden „rex aureus", dem großartigen Bauherrn, munifizienten Mäzen und erfolgreichen Organisator einer modern anmutenden Verwal tung war nur mehr ein nackter, verstümmelter Leichnam übriggeblieben. Wenn das Werk aufzeigt, wie eng der Lebens weg Premysl Otakars mit unserer Heimat verbun den war, so kann dies im Rahmen der Rezension nur streiflichtartig beleuchtet werden. Hatte der Adel ihn, nachdem er bereits 1253 nach dem Ausgleich mit dem Bistum Passau mit diversen Vogteirechten über oberösterreichische Klöster belehnt worden war, im Streit um das babenbergi sche Erbe ins Land gerufen, so hat er diese Haltung großzügig honoriert und vermochte bis wenige Jahre vor seinem Fall ein gutes Verhältnis zu unse rem Adel aufrechtzuerhalten. 1262 und 1263 ver sprach er den oberösterreichischen Klöstern, seine Vogteirechte höchstpersönlich auszuüben; ein be sonderes Naheverhältnis zu den Klöstern Garsten und Gleink ist nachgewiesen. Die Gewinnung der Magistrate von Linz, Wels und Steyr für seine Sa che war für die Festigung der Stellung Premysl Otakars entscheidend; die Gründung von Perg geht wahrscheinlich auf ihn zurück, vielleicht auch jene von Gmunden. Aus Furcht vor dem kriegeri schen König ließ der Bayernherzog nach der Schlacht von Groissenbrunn 1216 zum Schütze einer Innbrücke die Stadt Braunau anlegen. Nach dem Desaster von Mühldorf hat Premysl Otakar sich 1257 in das sichere Vöcklabruck retten kön nen. In den ständigen Kämpfen mit den unzuver lässigen Nachbarn kam es 1266 zur Verwüstung des Mühlviertels durch die Bayern; im Gegen schlag fiel Otakar durch Verrat Ried zu. Auch die bayrischen Plünderungen Oberösterreichs des Jahres 1271 konnte der Landesherr nicht verhin dern, weil er in Ungarn stark engagiert war. Bis
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