Zwei alte Ansichten von Molin In unserer Zeit, in der wir mit berech tigter Sorge die Zerstörung und Zersiedelung der Dörfer beklagen, strahlen alte Ortsbilder einen besonderen Reiz aus. Für den Heimatforscher haben sie einen zusätzlichen hohen Wert. Kenner und Freunde des im schönen Steyrtal gelege nen Ortes Mölln werden diesem Gedan ken ebenfalls zustimmen. Die beiden im folgenden dargestell ten Ortsansichten von Mölln gehen auf einen Auftrag des Klosters Garsten zu rück. Jedes dieser Bilder ist Teil einer Se rie von Ortsbildern mit Darstellungen der zum Kloster Garsten gehörenden Kirchen bzw. Pfarrkirchen. Die Entste hungszeit dieser Bilder ist um das Jahr 1700 anzusetzen. Zu dieser Zeit waren nach jahrzehntelang anhaltenden Miß ständen wieder Zucht und Ordnung in das Kloster eingezogen, und die Kräfte der Erneuerung des katholischen Glau bens hatten Früchte getragen. Die Stifts kirche war fertiggestellt und erstrahlte im Glanz und Prunk des Barock Für das Kloster war es an der Zeit, sich auch aller auswärtigen Besitzungen zu besinnen und sie im Geiste der Zeit in repräsentati ver Weise darstellen zu lassen. Als es unter Abt Anselm Angerer 1683-1715 zu einem Höhepunkt barocker Pracht entfaltung kam, entstanden diese beiden Serien von Ortsbildern. Der aus Tirol stammende Reslfeld kam im Jahr 1692 als Stiftsmaler in das Kloster Garsten, wo er mit großer Schaf fensfreude wirkte. Unter seinen zahlrei chen Werken befinden sich Ortsansich ten von vierzehn Pfarreien, die zum Stift Garsten gehörten. Diese bedeutenden Bilder betreffen die Orte Garsten, Steyr, Losenstein, Weyer, Molin, Ternberg, Großraming, Steinbach, Neustift, Gaflenz, Aschach a. d. Steyr, St. Maria Mag dalena bei Linz, Maria Stein (= Frauen stein) und Heiligenstein. Die in Augsburg nach Reslfelds Zeichnungen gemachten Kupferstiche sind heute hochgeschätzte Kostbarkeiten. Die Stiche von Mölln und Frauenstein und zehn der ehemals vier zehn Kupferplatten bewahrt das Oö. Landesmuseum auf, während sich in der Stiftsbibliothek Kremsmünster die einzi ge noch komplette Serie der vierzehn Sti che befindet. Die Originalzeichnungen Reslfelds sind verschollen. Alle Ortsbilder sind oval in den Rah men gesetzt, die Ecken sind mit Figuren ausgefüllt. Auf unserem Mollner Bild handelt es sich um allegorische Figuren der vier Kardinaltugenden: Klugheit, Ge rechtigkeit, Mäßigkeit und Stärke. Prechler ist ein Zeitgenosse Reslfelds und gemeinsam mit ihm für das Kloster Garsten tätig gewesen. Darüber hinaus arbeitete er für die Klöster Lambach, St. Florian, Kremsmünster, Gleink und Sei tenstetten. Aus seinen zum Teil signier ten und datierten Werken ist uns sein Name überliefert. Geburtsjahr und Her kunft sind uns nicht bekannt, sein Todes jahr wird mit 1752 angegeben.^ Die Mollner Ansicht weist auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit der von Reslfeld auf. Sicher hat Prechler Reslfelds Zeichnungen der Ortsbilder gekannt. Sie haben ihm als Vorbilder ge dient, wobei aber Prechler viel EigenstänSeitenstetten. Kunst und Mönchtum an der Wie ge Österreichs (Ausstellungskatalog), Seiten stetten 1988, S. 44.
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