OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 1

deren Festen getanzt haben - soll auf die se Begebenheit zurückgehen. Es darf uns nicht wundern, daß unser Messererwappen so weit verbreitet war, denn die Messerer, Klingenschmiede und Schleifer hatten sich schon früh zu überregionalen Handwerksverbänden zusammengeschlossen; Die große „Gott leichnamszeche" der Messerer vereinigte die Handwerker der großen Messererzentren in Ober- und Niederösterreich: Steyr, Enns, Steinbach a. d. Steyr, Wels, Freistadt, Waidhofen a. d. Ybbs, Melk, Krems, St. Pölten und Wien gehörten län gere Zeit dazu. Auch die schlesischen, mährischen und meissischen Messererwerkstätten (und wahrscheinlich noch andere) waren ihnen in Freundschaft ver bunden. Zwischen ihnen gab es einen re gen Austausch von wandernden Gesel len und Hilfsarbeitern.^ Soviel ich bisher in der Literatur gefunden habe, führten die Messerer in Österreich, Deutschland (Passau, München, Nürnberg, Dresden), der Schweiz (Zürich, Basel), in Böhmen (Prag) und Ungarn (Debrecen, Eperjes) das gleiche Messererwappen: in rotem oder blauem Feld drei gekreuzte Schwer ter, die von einer goldenen Krone umfaßt werden. Manche davon hatten aller dings ein etwas verändertes Wappen: Zum Beispiel führten die Messerschmie de in Braunschweig zwei Messer und eine Gabel gekreuzt in der Krone. Die Messerer von Waidhofen a. d. Ybbs führ ten eine goldene Krone im Wappen, aus ihr hervorstehend drei Messer mit den Griffen nach oben. Der gekrönte Helm darüber trägt einen geschlossenen AdlerAug mit drei Messern. In der Spitalskir che von Waidhofen sieht man ein Glas fenster aus dem Jahre 1472 mit diesem Wappen in blauem Feld.*^ Jedenfalls führ te der überwiegende Großteil der Messererwerkstätten drei gekreuzte Schwerter, die von einer goldenen Krone umfaßt werden. Deshalb möchte ich dieses als ursprüngliches Wappen der Messerer ansehen. Auch das älteste Messerersiegel Oberösterreichs, welches aus Stein bach a. d. Steyr stammt, zeigt dieses Wappen und die Jahreszahl 1446.^ Wir dürfen nicht alles wörtlich neh men, was uns die Sagen berichten. Wir müssen bedenken, daß es sich dabei um lebendige Erzählungen handelt, die im Laufe der Zeit zusammengefügt, verän dert und je nach Talent des Erzählers ausgeschmückt wurden. Aber in jeder Sage verbirgt sich ein historischer Kern. Tafsächlich haben deutsche Kaiser im 15. und 16. Jahrhundert Kriege gegen das türkische Reich geführt. Auch Kaiser Sigmund (1411-1437) hat an Kriegszü gen gegen die Türken teilgenommen und war dabei mehrmals in Lebensgefahr. Es sind allerdings nur Adelige als Lebens retter überliefert, von denen keiner den Namen Springinklee oder ähnlich führ te.® Im Gedicht und in der ersten Sage ' Siehe Fußnote 1, S. 135 ff. ^ Siehe Fußnote 3. - Internationales Handwerks geschichtliches Symposium in Veszprem in Un garn vom 20. bis 24. November 1978. Veszprem 1979, S. 92 ff. - In seiner phil. Diss. „Das Eisen wesen von Waidhofen a. d. Ybbs bis zur Gegen reformation und die Gottleichnamszeche", Wien 1966, beschreibt Er/c/ried Schröckenfuchs das Waidhofener Messererwappen in blauem Feld. - Der Zunftschild der Steyrer Schwertfeger zeigt ein ähnliches Wappen: eine goldene Krone, aus ihr hervorstehend drei Schwerter mit den Griffen nach oben. - Vgl.Hans Oherleitner, Zunft altertümer des oberösterreichischen Eisenhand werks. In: Oö. Hbl., H. 3, Jg. 3, Linz 1949, S. 240 f. (Abb.: Zunftschild der Schwertfeger, Heimat haus Steyr). '' Siehe Fußnote 4. ^ Josef Aschbach, Geschichte Kaiser Sigismunds, Bd. 1, S. 92 ff., und Bd. 3, S. 275 ff.

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