Drei alte Sagen über den Ursprung des Messererwappens Von Heinrich Kieweg Zur Bedeutung der ober- und nie derösterreichischen „Eisenwurzen" ha ben zahlreiche eisenverarbeitende Ge werbe beigetragen. Eines davon war das Messererhandwerk, zu dem ursprüng lich auch die Schwertfeger gehörtea Das „ehrsame Handwerk der Messerer, Klin genschmiede und Schleifer" war ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor, gab es doch einer stattlichen Zahl von Messe rern, Klingenschmieden und Schleifern Arbeit und Brot. Als Zulieferer fanden auch Heftdrechsler, Schalenschroter, Köhler, Hammerschmiede, Feilhauer und Gerber Beschäftigung. Bei der Mes sererzeugung schmiedete zuerst der Klingenschmied die BGingen aus, welche der Schleifer schliff. Der Messerer mon tierte die Griffschalen oder das Heft dar auf, verzierte, verpackte und verkaufte die fertigen Messer. Bei Schwertern, Sä beln und Degen war eine ausgewogene Gewichtsverteilung zwischen Klinge und Griff wichtig. Daher entwickelten sich aus spezialisierten Messerern die Schwertfeger, welche die Griffe herstell ten und auf die Klingen montierten. Zen tren der Messererzeugung und jeweils Sitze des Messererhandwerks waren Steyr, Enns, Steinbach a. d. Steyr, Wels, Freistadt, Waidhofen a. d. Ybbs, Melk, Krems, St. Pölten und Wien.^ Der Nieder gang des Handwerks setzte am Ende des 19. Jahrhunderts ein, als die Handwerker mit der billigeren Massenfertigung der Messerfabriken nicht mehr Schritt hal ten konnten und verarmten. Schließlich sperrten sie nach und nach ihre Werk stätten zu und gingen in die Fabriken zur Arbeit. Bis etwa 1960 war das alte Mes sererhandwerk abgekommen. ' Irmgard Hack, Eisenhandel und Messererhand werk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahr hunderts. Phil. Diss., Graz 1949, S. 103 ff., 113. - Messer er und Klingenschmiede übten ihr Hand werk als Hausgewerbe aus, die Werkstätten der Schleifer standen an Flüssen und Bächen. Heft drechsler drechselten aus Holz und Horn Mes serhefte, also Messergriffe aus einem Stück, die der Länge nach durchbohrt und an den Angeln der Klingen befestigt wurden. Schalenschroter zersägten auf einer feststehenden Säge Holz platten, -prügel, Röhrenknochen und Geweih stangen in passende Teile für Griffschalen. Die abgeschnittenen Gelenkköpfe der Rinder- und Schafsknochen wurden auch als Pflaster für Fußböden („Gliedlböden") verwendet. - Vgl. Ernst Burgstaller, Knochen als Fußbodenbelag. In: Oö. Hbl,, H. 3, Jg. 8, Linz 1954, S, 231 ff. In den Hammerwerken wurden für die Klingenschmie de Stangen („Zain") aus Frümbstahl („Frimstahl") und Zaineisen hergestellt und zusammen Paar und Paar geliefert. Für Rasiermesser verwendete man Zain aus Scharsachstahl. Weil die Messerer auch Messerscheiden anfertigten, benötigten sie Leder.
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