OÖ. Heimatblätter 1990, 44. Jahrgang, Heft 1

.. sich selbst einen Strick drehen" Winterhche Stuben-Seilerei mit Schnürlwagen und Gehwagen Von Hans Falkenberg Ganz wörtlich muß die Überschrift genommen werden. Sonst meint man damit jemand, der sich selbst in eine ausweglose Lage bringt. Die Familie des Land wirtes Josef Leithner in Pfarrkirchen/Mühl viertel stellt die Stricke her, die in Haus und Hof benötigt werden. Rohmaterial Vor einigen Jahren fand Familie Leithner einen sehr preiswerten Lieferanten von Baumwoll-Garnresten. Das Material besteht aus abgeschnittenen Kettfäden einer Handweberei. Diese Enden unterschiedlicher Länge werden in Form eines lockergelegten Zopfes abgegeben. Die Garnenden verknüpft Josef Leithner zum län geren Faden und wickelt ihn zu einem festen Knäuel (Abb. 1). Arbeitsgeräte Im Familienbesitz fanden sich Schnürlwagen und Gehwagen. Der Geh wagen steht mit seinen zwei massiven Holzrädern beim Arbeiten auf dem Boden (Abb. 1). Sein liegendes Brett beschwert ein wuchtiger Hohlziegel. Ein drehbarer Haken hält die Garnstränge. Der Schnürlwagen steckt auf einern kräftigen Bock, der sonst zur Brettauflage bei häuslichen Bauarbeiten dient (Abb. 4). Wie sieht der Schnürlwagen aus? Zwei runde Holzscheiben werden durch Abstandshalter verbunden. Zwischen den beiden Scheiben drehen sich vier gleichgroße hölzerne Zahnräder. Das mittlere Zahnrad wird durch die Handkurbel bewegt. Seine Zähne greifen in die der drei anderen Zahnräder und drehen sie mit. Die Achsen der drei Zahnräder stehen einige Zenti meter aus der vorderen Holzscheibe heraus. Eine Bohrung kurz vor dem Achsende nimmt einen kräftigen Holzsplint auf, der an beiden Seiten etwa einen Zentimeter vorschaut. Außerdem findet ein Teil eines zerbrochenen Holzrechens bei der Arbeit seinen Zweitnutzen. Ein feuchter Lappen wird ebenfalls benötigt und ein etwa 15 cm langes, an einem Ende zugespitztes Rundholzstück.

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