oberhauser die Bewilligung zur „Be handlung von Beinbrüchen, Quetschun gen und Verrenkungen ohne Anwen dung innerer Medikamente": Aufgrund allerhöchster Entschließung vom 1. Dezember laufenden ]ahres hat das hohe k. k. Ministerium des Inneren mit dem Erlasse vom 5. diesen Monats Z. 19579 Ihnen mit Rücksicht auf die obwaltenden besonderen Verhältnisse und auf Ihre durch zahlreiche Zeugnisse bestä tigte empirische Befähigung ausnahmsweise die Bewilligung zur Behandlung von Beinbrüchen, Quetschungen und Verrenkungen ohne Anwen dung innerer Medikamente erteilt. Hiervon werden Sie infolge hohen Auftra ges der k. k. Oberösterreichischen Statthalterei vom 11. diesen Monats Z. 3071 unter Rückstel lung Ihres Majestätsgesuches samt Beilagen in Kenntnis gesetzt. Gmunden, am 15. Dezember 1884 Der k. k. Bezirkshauptmann Raab (Robert Ritter von Raab war Bezirks hauptmann in Gmunden von 1872 bis 1891.) Dem Majestätsgesuch waren zahl reiche handschriftliche Zeugnisse seiner dankbaren Patienten beigefügt, die zu einem dicken Buch gebunden waren. Als „kaiserlich privilegierter Beinrichter" und selbst „konzessionierter Chirurg", wie auf einer zufällig noch erhaltenen Adreßschleife einer Tageszeitung zu lesen ist, wurde Oberhauser nunmehr apostrophiert, und die in einem breiten geschnitzten Goldrahmen für jedermann lesbar angebrachte „Allerhöchste Ent schließung" aus 1884 war fortan der beste Schutz vor Anzeige und Klage und zugleich die bestmögliche Werbung für den Beinrichter. An äußerlich anzuwendenden Medi kamenten gab es neben einem „Oberhau ser-Pflaster" und einer „Oberhauser-Salbe", deren Herstellung bzw. Rezeptur ver lorengegangen sind, einen „OberhauserGeist" und ein „Oberhauser-Koch". Der „Oberhauser-Geist" wird heute noch in der Edelweiß-Apotheke von Bad Goisern vorrätig gehalten und ist zu Einrei bungen bestimmt: Spiritus aromaticus 100 ml Spiritus aethereus 100 ml Spiritus vini gallici 100 ml Spiritus dilitus 100 ml Vinum rubrum ad 500 ml Mit dem im Gasthof im Vergleich zur Apotheke wesentlich billigeren Rot wein konnte vom Patienten selbst der „Geist" auf den halben Liter vorgeschrie benes Volumen aufgefüllt werden. Das „Oberhauser-Koch" war ein mit Milch aufgekochter Brei aus pulverisier tem Semen Foenugraeci (Bockshorn samen, Kuhhornkleesamen); der charak teristische Geruch der daraus bereiteten heißen Breiumschläge soll das ganze Haus des Beinrichters erfüllt und Gäste in den Wirtsstuben und Reisende auf der Bahn als Oberhausers Patienten ausge wiesen haben. Kam ein Patient mit einem Knochen bruch, so tastete er die Frakturstelle zu nächst sorgfältig ab. Dann ging er zu dem neben dem großen Kachelofen aufge stellten menschlichen Skelett, das er sich aus einem anatomischen Institut be schafft hatte und das im ganzen Ort als „Hansl" bekannt war und heute noch ist. Mit seinen Händen glitt er beinahe liebe voll-zärtlich über den oder die entspre chenden Knochen, um anschließend den Bruch sorgfältig einzurichten. Je nach Lo kalisation des Bruches oder der Verren kung erfolgte das Einrichten oder Einren ken auf einem heute noch erhaltenen Stuhl oder auf dem großen Tisch in der
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