Die Idee, das Personenregister als Minialurlexikon anzulegen, mag man durchaus begrüßen. Das bewußt sehr kurz gefaßte Buch bietet mit sei ner wohlüberlegten Konzeption und durch das Aufzeigen der vielfältigen Zusammenhänge einen leicht erfaßbaren Überblick (sowohl für Fachleute wie für Laien), so daß der beabsichtigte Zweck „zum Nachschlagen" weitgehend erfüllt wird. Karl Mitterschiffthaler Kurt Klinger: Erinnerung an Gärten. Stationen und Reisen. Salzburg: Otto-Müller-Verlag 1989.167 Seiten. S 198,-. ISBN 3-7013-0754-7 Der geborene Linzer Kurt Klinger, derzeit u. a. Herausgeber der angesehenen Zeitschrift „Litera tur und Kritik" legt nach Gedichtbänden nun im Salzburger Otto-Müller-Verlag Prosatexte vor. Die dem Band den Titel gebende Erzählung „Erin nerung an Gärten", nur etwa sieben Seiten lang, ist eine behutsame Geschichte vom Verlust der Kind heit und Jugend. Das Hauptgewicht des Buches bilden aber Erzählungen über Aufenthalte in Ita lien und Griechenland, etwa „Sommertage in Rom" oder „Erster Blick auf Athen". Wer dahin reist, ist gut beraten, sich diese Reisereflexionen mit ins Gepäck zu geben. An den Schluß des Buches ist „Der Sommer Wiens" gestellt, kein heiterer Text, vielmehr von einem sezierenden Blick geprägt. Ein Beispiel daraus: „In der Ablehnung eines gedemütigten Ai terns ist sich die Jugend jeden Alters einig. In den Schattenwinkeln der Wiener Volksgärten sitzen grämliche Gruppen (Abfall verbrauchter Gelenke) über Karten und obszönem Streit unzertrennlich beisammen, jeder ein Tagedieb, der seinem Nach barn den Rest der Lebenstage aus der Tasche zieht. Und Weiber im verschossenen Knopfkleid, Schweißpickel auf der Brust und im Nacken, mit ungekämmtem, gleichsam verrunzeltem Haar, Margarineflecken auf der Schürze,..." Anderwärts sieht der Autor die zärtliche Go tik der „Maria am Gestade", Italien nahegerückt, den Gestaden Duinos. In Wien, in dieser „in ihren Wünschen nie zu friedengestellten Stadt aus tristem Moll und Selbstmitleid", lebt Kurt Klinger nun schon längere Zeit. Josef Demmelbauer Claudio Magris: Der Ring der Ciarisse - Großer Stil und Nihilismus in der modernen Literatur. Frankfurt am Main: Suhrkamp-Verlag 1987.456 Seiten. Leinen. S 374,40. Vor einigen Jahren kam der unvergessene, in zwischen verstorbene ehemalige Leiter des Lan desinstituts für Volksbildung und Heimatpflege Dr. Aldemar Schiffkorn mit namhaften Vertretern Friauls ins Stift Reichersberg am Inn. Gegenstand der durch die Sprachbarriere erschwerten Diskus sion - nur Dr. Aldemar Schiffkorn und sein Sohn, der vormalige Schriftleiter dieses Blattes, sprachen Italienisch - war das Thema Mitteleuropa, das le diglich der ins amerikanische Exil gegangene österreichische Literaturkritiker Egon Schwarz skeptisch beurteilte. Was meint das „Projekt Mit teleuropa", übrigens ein besonderes Anliegen von Erhard Busek? Ein Wiederanknüpfen Österreichs an Gebiete, die zu einem großen Teil Bestandteil der Donaumonarchie waren. Bisher ist man dabei gut vorangekommen mit Friaul, Slowenien, Triest und hat dabei mit der Arge Alpen-Adria eine lose Organisation gefunden. Mit Polen, vor allem dem Krakauer Raum, und dem in Aufbruchstimmung geratenen Ungarn werden die Kontakte enger wer den, wenngleich alles in allem die Wirtschafts-, aber auch Kulturbeziehungen die Hauptströmung nach Deutschland und nach dem EG-Raum - und umgekehrt - haben. Der EG-Antrag Österreichs spricht ja eine deutliche Sprache hiefür. Einer der namhaftesten Vertreter des mittel europäischen Gedankens, ja ihr literarisches Aus hängeschild, freilich mit einem Schuß Ironie, ist Claudio Magris, ein Triestiner, dort 1939 geboren, heute also ein Fünfziger. Mit 24 Jahren hatte er - 1963 - das nach seiner baldigen Übersetzung ins Deutsche noch heute Aufsehen erregende Buch über den habsburgischen Mythos in der österrei chischen Literatur geschrieben, dem er ein Buch über die verlorene Welt des Ostjudentums („Weit von wo") und dann eines über Triest, „eine literari sche Hauptstadt Mitteleuropas", folgen ließ. Die hier nur - andeutungsweise - vorzustellende Es say-Sammlung ist das vorletzte Werk von Magris: die italienische Originalausgabe kam 1984, die deutsche Ausgabe 1987 heraus. Sein bisher letztes Werk, das der annähernden Vollständigkeit halber genannt sei, ist „Donau, Biographie eines Flusses", bei Carl Hanser 1988 erschienen und ca. 480 Seiten umfassend, wiederum ein Mitteleuropa-Thema. Wir haben aber die Essay-Sammlung anzu zeigen, in deren Mittelpunkt „die große Literatur
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