OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 4

Schreibers Leopold Joseph Sint (gestorben 1749). Dieser spricht davon, daß die „alte Stadt" 1098 mit einem Graben und einer Ringmauer umgeben wurde, „auch mit eini gen Toren, als dem Urfahr-, Fisch- und oberen Tor", „worunter das erstere das obere Wasser-, das zweite das hinach und noch jezo benannte Händl- und das dritte das Schmidtor war'7® Ist es nicht verwunderlich, daß niemals von einem Tor im Zuge der Altstadt-Straße die Rede ist? Gab es dort gar keine Ausfahrt aus der Stadt? Dabei müssen wir differenzieren: Solange noch keine Ummauerung angelegt war, konnte man sicher das Siedlungsgebiet am Fuße des Schloßberges sowohl von der Donau als auch von Osten und von Süden erreichen. Wann nun eine Ummauerung ein gesetzt hat, ist nicht zu belegen. Das von Sint genannte Datum 1098 ist fiktiv. Wenn man der Situierung des Hauses von Stift Höglwörth zustimmt, dann läßt doch die Bezeichung „an der Ringmauer" nur darauf schließen, daß dort einmal die Mauer den ältesten Siedlungskern umschloß.^' Vielleicht kann man annehmen, daß schon damals das Gelände östlich der Stadt für die größeren Menschenansammlungen zu Marktzeiten oder beim Truppendurchzug genützt wurde. Allerdings läßt sich auch kein Nachweis für ein Tor im Zuge der Hofgasse finden. Den Minoriten wurde bei der Gründung des Klosters die gesamte südwest liche Ecke der Stadt überlassen, sicher übernahmen sie dabei die Verpflichtung, dort die Mauer zu erbauen und zu unterhalten. Wie weit ihr Gebiet gereicht hat, geht schon daraus hervor, daß die Häuser Altstadt 16 und Altstadt 18 dem Minoritenkloster Grunddienst leisten mußten.^" Die Bezeichnung „Klosterstraße" ist übrigens sowohl für die Strecke vom Hauptplatz als auch für die höheren Nummern der Alt stadt-Straße nachweisbar. Als Wolfgang Hilger die Erläuterungen zu einem Urbar des Linzer Schlos ses gab, da bezeichnete er die spätmittelalterliche Topographie, d. h. den Haus- und Grundbesitz der Linzer Altstadt zwischen dem Minoritenkloster und dem Tummel platz, als „noch recht ungeklärt".^' Friedrich III. hat Hilgers Ansicht nach 1492/93 offensichtlich planmäßig die entlang der Stadtmauer zwischen dem Minoritenklo ster und dem Tummelplatz liegenden Gärten und Grundstücke erworben. Ob er damit die Absicht hatte, die Stadtmauer zwischen der Südwestecke und der Burg stärker zu befestigen?^^ Daß dies von Maximilian I. teilweise rückgängig gemacht wurde, daß er sogar den Auftrag gab, diese Gründe in Weingärten umzuwandeln, soll uns hier nicht näher interessieren. Bedeutsamer ist aber die versuchte Identifizierung des Zeughauses gegen Feuer, das Maximilian 1. in seinem Auftrag an die Stadt Linz LR E 6/S. 3 und 26. Siehe den Plan bei Kreczi, Linz, S. 236, n. 537 (Stadtmauern), wo aber der südliche Mauerzug sicher nicht quer über die Grundgrenzen zu denken ist, sondern eben senkrecht auf die Altstadt-Straße. Wied, ÖKT 42, S. 34 nach Schmidt, Linz in alten Ansichten, S. 50 bzw. Hanns Kreczi, Linzer Häuserchro nik, Linz 1941, S. 27, Nr. 21 und 22. In Kreczis Häuserchronik werden sonst Grunddienste für die Mino riten nur bei Gebäuden im Landhauskomplex (Nr, 11, Nr. 12, Nr. 13: ständisches Aufschlägerhaus) und in der Klosterstraße (Nr. 71: Klosterstraße 18, Nr. 72 und 73: zu Klosterstraße 20) angeführt. " Wolfgang Hilger, Historisch-topographische Anmerkungen zu den Urbaren des Linzer Schlosses, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1977, Linz 1978, S. 103-148, bes. S. 107. " Ebd., S. 122, Anm. 28.

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