Der Gasthof „Zum Schwarzen Bock" in der Linzer Altstadt Vom Stadttor zum Flohzirkus Von Georg Wacha Wenn man den jüngst erschienenen Studien zur Gastlichkeit im Mittelalter folgt, so hatten die Städte schon in karolingischer Zeit für den Herrscher als bevor zugte Unterkünfte eine wichtige Rolle gespielt. Als befestigte Ansammlungen vieler Häuser und als Marktorte waren sie hinsichtlich Unterkunft und Verpflegung für herrschaftliche Gastungen geeigneter als andere Orte. Allerdings mußten das Gastungsmonopol im Sinne der Immunität bzw. der Stadtherrschaft und der Haus frieden der einzelnen Stadtbewohner gesichert werden. Karolingische Kapitularien bekämpften vergeblich die gewaltsame Gastung von Mächtigen, von Grafen, Bischö fen usw. in Privathäusern. Oft wurden die Häuser von Adeligen, Geistlichen, Witwen, Waisen und Jungfrauen besonders geschützt. In den deutschen Gottes- und Landfrie den des II. bis 13. Jahrhunderts wurde die gewaltsame Gastung jedes Stärkeren zunehmend kriminalisiert. Im bayerischen Landfrieden von 1244 heißt es: „Wer bei jemandem gewaltsam gastet, verletzt den Frieden." Im Berner Stadtrecht (vermutlich zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) findet sich die Bestimmung, „das Gefolge der Stadtherrn soll in der Regel in Häusern untergebracht werden, die Gäste aufzuneh men gewohnt sind, nur dann anderswo, wenn das nicht ausreicht, aber ohne Schaden für die Bürger". Hier kündigt sich bereits das gewerblicheGasthaus an.^ Diese allgemeinen Bemerkungen seien vorausgeschickt, wenn man sich mit einem jahrhundertelangals Gasthaus florierendenGebäude im Zentrum einer Stadt beschäftigt. Das Interesse gilt einem Haus in der Altstadt(-Straße) in Linz, also an dem ältesten Verkehrsweg, der durch die kleine Ansiedlung am Fuße des Schloßberges hindurchführte. Die römische Siedlung auf dem Boden der Linzer Altstadt wurde dem archäologischen Befund nach am Ende des 4. Jahrhunderts niedergebrannt und von der keltoromanischen Restbevölkerung als Stätte der Verwüstung gemieden. Nach den Ergebnissen der Forschung kann angenommen werden, daß die Besied lungskontinuität von da an unterbrochen wurde, denn die zu Beginn des 6. Jahrhun derts aus dem Westen einziehenden Bayern siedelten nicht auf dem von der Natur begünstigten heutigen Altstadtgebiet von Linz, sondern in der Donauniederung nahe ' Hans Conrad Foyer, Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus. Studien zur Gastlichkeit im Mittelalter (Schriften der Monumenta Germaniae Historica 31), Hannover 1987, S. 192 ff.
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