rin von Ruf, und bei ihr habe ich auch ehvas gelernt. Ihr Wesen sprach mich an, und darum trachtete ich auch, ihren Beifall zu erringen. Im Obergymnasium kamen auch die vom Turnlehrer geleiteten ,Jugendspiele' auf, Fangball, Faustball. Fußball war damals noch nicht eingeführt, da die Apparatur zu teuer war für uns. Sie fanden auf einer Wiese am Donauufer unterhalb der neuen Eisenbahnbrücke statt. Ende der neunziger Jahre kam das Fahrrad auf, das sogenannte Niederrad. Das Hochrad war nie populär gewesen, sondern wurde nur von wenigen gefahren und hörte dann ganz auf. Aber ein Fahrrad war teuer - 250 fl zu Anfang, später 150-200 fl, so daß nur wenige von uns ein solches besaßen. Damit machten wir gele gentlich kleine Ausflüge: Steyregg, Enns, Wilhering, später fuhren wir auch nach Steyr, sogar ins Salzkammergut (Drei- oder Fünfseentour), wobei wir wohlweislich bis Attnang die Bahn benützten. Die Badeni-Krawalle^^ regten auch uns damals schon politisierende Mittel schüler heftig auf. In der 6. und noch deutlicher in der 7. und 8. Klasse bildeten sich zwei Lager, die Nationalen und die ,Schwarzen', wie die Klerikalen - Christlich soziale gab's damals in Oberösterreich noch nicht - genannt wurden. Die,Schwar zen' sympathisierten auch mit den Juden. Wir hatten davon nur einen, den Ludwig Töpfer, Sohn eines Antiquitätenhändlers in der Altstadt. Er wurde später Rechts anwalt in Wien. Ein Student in damaliger Zeit mußte fechten können, und mehr als die Hälfte meiner Mitschüler erlernte auch diesen ,Sport' oder besser Leibesübung. Selbst streng katholisch Eingestellte, wie die Brüder Denk, die nie an eine praktische Ver wendung in ihrer Hochschulzeit dachten, waren mehr oder weniger gute Fechter. Die meisten lernten bei den übrigens streng verbotenen Mittelschulverbindungen fech ten, deren es in Linz zwei gab, die ,Große' und die ,Kleine' Ostmark Was mich betrifft, so lernte ich mit Berry Großmann, der in der Klasse hinter mir war, beim Militärfecht meister Feuerwerker (d. h. Feldwebel bei der Artillerie) Zoubek die sogenannte italie nische Schule des Säbelfechtens. * * * Mein Termin zur Ableistung der mündlichen Reifeprüfung - ich war in kei nem der sechs Gegenstände befreit - war der Nachmittag des 12. Juli, ein Freitag. Aber ich bestand trotzdem. Ich hatte die Prophezeiung vom Onkel Max, ,der wird nie die Matura bestehen', zuschanden gemacht. Ein Hochgefühl, wie es manche empfun den zu haben angaben, hatte ich nicht. Auch geträumt habe ich nie von der Matura, wie manche behaupten, daß sie es taten. Ich ging ganz befriedigt hinüber in unsere Stadtwohnung in der Herrenstraße. Dort warteten Mutter und Vater schon mit Ban- ■ Zu den sogenannten Badeni-Krawallen kam es, als unter Ministerpräsident Graf Badeni im Frühjahr 1897 in Böhmen und Mähren Sprachverordnungen erlassen wurden, durch die bei Gerichten und Ver waltungsbehörden die Zweisprachigkeit eingeführt werden sollte, und zwar auch in rein deutschspra chigen Gebieten. Dies führte in den deutschen Teilen der Donaumonarchie zu heftigen Tumulten und machte die Arbeit im Reichsrat unmöglich. Badeni mußte daraufhin zurücktreten, die Verordnungen wurden zurückgenommen.
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