OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 4

]osef Strigl, 1882-1912 und 1914-1919 Professor für Latein und Griechisch. Foto: 00. Landesmuseum Sixinde auf das Katheder und sprach: ,In dera Klaß, da san a paar mit so Sauschneiderhüat. Fröhlich! Ihna moan ü' Fröhlich hat's bei ihm in dem Jahr nicht leicht gehabt. Aber bei der Matura hat er sogar über allgemeines Erwarten gut abgeschnitten. Von uns 42 Achtklassern sind einige von der Prüfung zurückgetreten, zwei sind auf ein Jahr, vier auf zwei Monate reprobiert worden, dann allerdings durchgekommen. Unter diesen war auch einer, der im Semesterzeugnis Vorzugsschüler gewesen war; bei der Matura hatte er versagt. Wir Mittelschüler von damals hatten als einzige geistige Entspannungsmög lichkeit die Lektüre. Die Bücher, die wir in der Gymnasialbibliothek entleihen konn ten, waren Reisegeschichten, für die Jugend zugeschnittene historische Romane oder ,gereinigte' Klassiker. Karl Mays Romane, besser gesagt romantische Reiseberichte waren auch in dieser Bücherei vorhanden. Aber mehr behagten auch uns damals seine Indianergeschichten wie Schatz im Silbersee, Winnetou usw. aus der Zeit der Landnahme, besser gesagt des Landraubes in Nordamerika, sozusagen Fortsetzun gen von Coopers Lederstrumpf-Erzählungen, ein Buch, das auch wir alle liebten und kannten. Später, in der 7. und 8. Klasse, kamen dann Felix Dahns historische Romane dazu, besonders sein dreibändiges Werk ,Ein Kampf um Rom' (damals erwachte unser deutsches Nationalbewußtsein). Die Werke von Goethe, Schiller, z. T. Grillparzers lasen wir teilweise in der Schule. Auch die Lyrik kam dabei nicht zu kurz. Hieine war nicht gerne gesehen, auch von uns weniger gern gelesen (Anfänge des Antisemi tismus).

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