Mittelschulen mit Prof. Mach^^ herausgegeben, das auch wir benutzten. Wenn er vor trug, stand er mit gespreizten Beinen ganz vorn im Mittelgang zwischen den Schul bänken. Sein Vortrag war gut, klar, leicht faßlich. Die Experimente im Physiksaal waren wohl vorbereitet. Es gab keine Versager wie bei dem später noch zu erwähnen den Professor Schuster, den wir in der 7. Klasse in Mathematik und Physik bekamen. Ich muß sagen, daß mir der Unterricht Idabarts sehr faßlich erschien und ich den Stoff bei ihm leicht faßte. Trotzdem scheint er bei den Kollegen - nämlich bei meinen! - nicht beliebt gewesen zu sein. Das mochte wohl daher kommen, daß er beauftragt gewesen zu sein scheint, die Gasthäuser von Linz auf unbefugten Wirtshausbesuch der Studenten zu kontrollieren. Der Gasthausbesuch war erst ab der 7. Klasse für eine bestimmte Zahl und Kategorie von Gaststätten für uns erlaubt, auch mußte in der 7. und 8. Klasse jeder drei Gasthäuser angeben. Die durfte man zwischen 6 und 8 Uhr am Abend besuchen. Wehe, wenn man zu späterer Zeit dort angetroffenwurde oder in einem, das man nicht angegeben hatte. Es sollte damit die Zugehörigkeit zu Penna lien, Mittelschulverbindungen, unterbunden werden. Solche aber bestanden trotz alledem und tagten in Hiinterzimmern kleiner Gasthäuser wie der ,Deutschen Fahne' in der Bethlehemstraße oder des ,Weinbergs' (Wecken genannt) in der Adlergasse.^^ Meines Wissens bestanden zu meiner Zeit zwei solche Verbindungen, die ,Kleine' und die ,Große' Ostmark. Erstere ,keilte' für Burschenschaften, letztere für,Vereine', das waren ,wehrhafte Verbindungen' oder Landsmannschaften wie etwa der Verein Oberösterreicher Germanen, kurz Obergermanen genannt, Verein der Salzburger Studenten u. dgl. Habart hatte nun auch einmal meine Kameraden Raab und Ritzberger in einem solchen nicht gestatteten Gasthause aufgestöbert und angezeigt. Resultat: Die Professorenkonferenz beschloß, außer 4 Stunden Karzer für die beiden Sünder ihnen ein ,entsprechend'(!) - also eine Note, die bezeugen sollte, daß sie dem Sittenkodex der Gymnasiasten nicht entsprach - im Zeugnis zuzudiktieren. Mit dieser Sittennote - siehe das Theaterstück von Adolf Schwayer - war aber der Verlust der Schulgeld befreiung, und eine solche genossen die beiden Sünder bisher, verbunden. Das wollte man aber doch wieder den Eltern der beiden nicht antun. Beschluß der Konferenz: Der Reiß kriegt das ,entsprechend' ins Zeugnis. Ich habe zwar nie eine bessere Sitten note als ,befriedigend' bis dahin und auch später gehabt. Aber ein ,entsprechend'?! Kurzum, ich interpellierte unsern KlassenvorstandTrof. Stichiberger nach der ZeugErnst Mach (1838-1916), ein hervorragender österreichischer Physiker, Philosoph und Psychologe, war zuerst Professor für Mathematik an der Universität Graz und 1867-1895 Professor für Experi mentalphysik in Prag. Er erzielte neue Erkenntnisse in Optik, Akustik und Thermodynamik; seine bahnbrechenden Untersuchungen der Strömungsgesetze bei Überschallgeschwindigkeit wurden weltweit bekannt. Ab 1895 befaßte sich Mach in Wien mit der Philosophie, Geschichte und Theorie der Naturwissenschaften. Das Gasthaus „Zur Deutschen Fahne", Bethlehemstraße 68, wurde 1919 vonden Wirtsleuten verkauft, später befand sich in diesem Idaus ein fdutmachergeschäft. In den siebziger Jahren wurde das Gebäude demoliert, um dem Neubau der GWG Platz zu machen. — Das Gasthaus „Zum Weinberg lag an der Ecke Adler- und Neutorgasse; es läßt sich ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Vor einiger Zeit wurde es in ein japanisches Restaurant umgewandelt.
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