Österreich, ein umfangreiches Buch, das lange das einzige größere Werk über Ober österreich blieb, bis Professor Berger in den zwanziger Jahren eine neue Landeskunde verfaßt und herausgegeben hat. Im übrigen kursierte in meiner Gymnasialzeit eine Schrift, betitelt ,Cirkus Würfel', in der die Eigenheiten der Linzer Professoren in Reimen zusammengefaßt waren. Es war handgeschrieben, ging von Hand zu Hand, hat sich aber leider nicht erhalten. Nur einzelne Verse habe ich mir gemerkt, z. B.; ,Tote Ratzn, Mäus' und Igel frißt der Kongoneger Strigl'. Strigl war wohl ein saugrober Innviertier, aber Kongo neger? - Oder: ,LJm täglich fünfzehn Kreuzer Lohn bläst der Wau (Ehrlich) das Bom bardon.' Das meiste war nur da um des Reimes willen, wie Morgenstern vom Wiesel schrieb. Mein Klassenvorstand in der 1. und 2. Klasse war ein gewisser Eder,^® ein Tiroler, ein ewiger Supplent. Er hatte die angenehme Eigenschaft, daß er einen, wenn man eine Frage nicht oder blöd beantwortete, an den Ohren zog und dabei einem den Kathederschlüssel ins Ohr hinten hinein drückte. Wir hatten ihn zwei Jahre lang, dann wurde er endlich als Professor nach Gottschee versetzt. Im Jahre 1892 war der langjährige Direktor des Gymnasiums La Roche^® in Pension gegangen. Aus einem mir unbekannten Grunde hatte der damalige Unter richtsminister damals zwei Direktoren für Linz ernannt, anscheinend einen, den Dr. Christoph Würfel,^^ als ersten Direktor und Dr. Dworzak" als Stellvertreter oder zweiten Direktor. Der letztere erteilte auch in mehreren Klassen Unterricht, u. a. auch bei uns in der 6. Klasse Griechisch. Es war seine Gewohnheit, zu Beginn der Unter richtsstunde die neuen Vokabeln, die in dem für diese Stunde zu präparierenden Abschnitt, etwa Homers, vorkamen, abzufragen. Wußte sie der Aufgerufene, dann war es ja gut, wußte er aber auch nur eine Vokabel nicht, gab's einen ,Fünfer', der für " Leonhard Eder war Supplent in den Gegenständen Deutsch und Latein vom Jahre 1886 bis 1894. Jacob La Röche wurde 1832 in Hattenheim in Nassau geboren; er studierte an den Universitäten Mün chen, Berlin und Wien klassische Philologie und war dann als Mittelschullehrer in Graz, Triest und Wien tätig. 1871 kam er als Direktor ans Linzer Staatsgymnasium und blieb dort bis zu seiner Pen sionierung im Jahre 1892. Er war als Homer-Forscher recht bekannt und war auch Ehrendoktor der Münchner Universität. Er starb am 10. 12. 1908 in Znaim. Krackowizer - Berger, S, 187 f. - österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 5, S. 28. " Christoph Würfl, 1850 in Nordböhmen geboren, war von 1875 bis 1887 Mittelschullehrer in Pilsen und Brünn, dann 5 Jahre lang Direktor des Gymnasiums in Czernowitz und kam schließlich als Nach folger von La Röche 1892 als Gymnasialdirektor nach Linz. Er veröffentlichte viele Aufsätze geschicht lichen, germanistischen und pädagogischen Inhalts. Schulrat, Regierungsrat. Er ging 1911 in Pension, verstarb aber schon am 11. 4. 1912. Krackowizer - Berger, S. 376. " Friedrich Dworzak, geboren 1837 in Georgswalde in Böhmen, besuchte das Gymnasium in Eger und studierte in Prag Philologie. Dann unterrichtete er an Mittelschulen in Komotau, Troppau, Teschen, Iglau, Linz und Elbogen. 1871 Gymnasialdirektor in Elbogen, 1872-1878 in Arnau, 1879-1889 in Krumau. 1890 kam er in die Direktion des Staatsgymnasiums nach Linz und blieb dort bis zur Pensionie rung im Sommer 1899. Er starb am 2.10.1899 in Nauheim in Hessen, wurde nach Linz überführt und hier beigesetzt. 49. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums zu Linz über das Schuljahr 1900, S. 60 f.
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