ten, die bisher im Paulhaiderhof gewohnt hatten und die Theologie weiterstudieren wollten. Für uns ,Pädagogisten' war ein Novum, aber mir sehr sympathisch, daß das ,Schergeln', das, wie ich schon erwähnt habe, besonders von unserem Klassenlehrer Brunner sehr gefördert worden war, hier streng verpönt war. Dafür wurde einer gründlich verhauen oder kam gar ,in Verschiß', d.h., keiner der Mitschüler redete mehr mit ihm, er wurde, wollte er sich am Heimweg anschließen, energisch, oft sehr energisch abgelehnt. Kurz, ein solcher hatte fürderhin kein angenehmes Leben. Kei ner sagte ihm ein, keiner steckte ihm bei einer Schularbeit einen Zettel zu. Ihm blieb nichts übrig, als sich an einen zweiten,Schuft' anzubiedern. Und der Zustand blieb, bis der Betreffende die Anstalt verließ, unter Umständen also bis zur Matura. Zum Glück waren das Ausnahmefälle. Gerauft wurde, wenigstens in meiner Klasse, sehr viel. Zwischen den Lehr stunden, in der großen Pause um 10 bzw. 11 Uhr, war ja Zeit genug dazu, da die Lehr kräfte - Professoren wurden sie genannt, ob sie es schon waren oder nur Supplenten, also Aushilfslehrer, blieb sich gleich - wechselten ja hier nach jeder Stunde, und bis der nächste kam, war ja Zeit zum Beginn oder zur Ausführung unserer Privatfehden. Erlaubt war jeder Hieb, selbst Fußtechnik trat in Aktion. Ich selber als ,Zornhäferl' war ein berüchtigter Raufer, allerdings steckte ich viel Hiebe ein, da ich der Klassenjüngste und weniger kräftig war als meine älteren, ländlichen Schulkameraden. Rauchen war uns wohl daheim erlaubt - wie hätte man es dort verbieten und das Verbot auch überwachen können -, nicht aber auf der Straße. Als einmal einer meiner Mitschüler - Aigner, seine Eltern besaßen ein Käsegeschäft in der Hofgasse - beim Fenster hinaussah und dabei Pfeife rauchte, bekam er 2 Stunden Karzer wegen ,Rauchens auf der Straße'. * * ¥ Unsere damaligen ,Professoren' waren sehr verschiedenen Alters. Es waren darunter solche, die schon zu Zeiten meines Vaters gelehrt hatten, wie der alte Lutz (Mathematik und Physik),' ein Stiftsgeistlicher aus Schlägl, der alte Proell, ein Histo riker.^" Richtige Anfänger hatten wir nie, denn die Laufbahn als Gymnasiallehrer begann meist an den kleinen deutschen Gymnasien der Sudetenländer oder im süd- ' Siegmund Lutz, 1832 in Obernberg am Inn geboren, trat nach Besuch des Gymnasiums in Kremsmün ster in das Prämonstratenserstift Schlägl ein und studierte dann in Prag Philosophie. 1860 bis 1897 Pro fessor am Linzer Staatsgymnasium für Mathematik und Physik. Mitglied des Linzer Gemeinderates und des Direktoriums der Mühlkreisbahn. Er verstarb am 21. März 1901. Krackowizer - Berger: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Linz 1931, S. 197 f. - Emil Puffer: Die Gemeindevertretung der Stadt Linz vom Jahre 1848 bis zur Gegenwart. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1968, S. 195. Laurenz Prüll, geb. 1849 in Ulrichsberg; trat nach der Matura ins Stift Schlägl ein und studierte in Wien Geschichte. Seit 1876 Mittelschullehrer in Linz, Oberhollabrunn, Wien und am Staatsgymnasium in Linz, bis er 1899 als Direktor des Staatsgymnasiums nach Salzburg berufen wurde. Nach der Pensio nierung 1903 lebte er wieder in Linz und starb am 27. Juni 1913 in Schlägl. Neben vielen Beiträgen zur Landeskunde von Oberösterreich verfaßte er auch die Geschichte des Prämonstratenserstiftes Schlägl. Krackowizer - Berger, S. 246. - österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 8, S. 301.
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