OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 4

Das alte Linzer Gymnasium in den Augen eines Schülers Von Emil Puffer Diese Schilderung stammt aus der Feder des bekannten Linzer Primars und Kindertacharztes Dr. Fritz Reiß, der in der Zeit zwischen 1892 und 1900 das „K. K. Staatsgymnasium" an der Linzer Spittelwiese besucht hat. Lr beschreibt dabei recht treffend nicht nur den Tagesablauf im Schulalltag, sondern auch die einzelnen Pro fessoren, wobei er es nicht verabsäumt, auch deren negative Seiten aufzuzeigen, die er aus der subjektiven Sicht des Schülers zu erkennen vermeint. Weiter erfahren wir einiges über diverse mehr oder weniger gelungene Schülerstreiche, wo und auf welche Weise die Schüler ihre Freizeit verbrachten und nicht zuletzt auch etwas über das allgemeine Leben und Treiben in Linz knapp vor der Jahrhundertwende. Dr. Reiß, der aus einer alten Linzer Arztefamilie stammt,^ verfaßte seine Lebenserinnerungen erst im fortgeschrittenen Alter, und da auch nicht in einem Guß, sondern in mehreren Etappen in der Zeit zwischen 1929 und 1964. Der Großteil die ser Erinnerungen entstand jedoch in den Jahren 1953 bis 1956, nachdem Dr. Reiß als Primarius des Kinderkrankenhauses in den Ruhestand getreten war. Auf nahezu 500 Seiten beschreibt er sein Leben, mit seiner Kindheit und Schulzeit beginnend, setzt fort mit dem Universitätsstudium und der Assistententätigkeit in Graz, streift kurz seine Verwendung im Weltkrieg und schildert schließlich sein Leben und seine beruf liche Tätigkeit in Linz bis zu seiner Pensionierung. Neben seiner Arbeit im Kinder krankenhaus und in seiner Privatpraxis war sein Augenmerk der fachlichen Ausbil dung von Hebammen und Krankenpflegerinnen gewidmet sowie einer zeitgemäßen Säuglingspflege. Die von ihm entwickelten Säuglings- und Kindernährmittel waren weit über die Grenzen Oberösterreichs bekannt und geschätzt. Weitere Kapitel der Erinnerungen sind seinen Vorfahren gewidmet; seinem aus dem Nordböhmischennach Linz zugezogenen Großvater und seinen Litern, aber auch seinen Tanten und Onkeln, mit denen er eng verbunden war. Von besonderem Interesse sind außerdem die Geschichte der Reiß-Villa auf dem Freinberg von 1843 bis 1964 und der Abschnitt „Erinnerungen an das alte Linz vor 1908".^ Recht amüsant ' Eine ausführliche Lebensbeschreibung von Dr. Fritz Reiß wurde diesem Aufsatz angeschlossen. ^ Dieser Abschnitt wurde bereits im Historischen Jahrbuch der Stadt Linz 1987 unter dem Titel „So sah ich meine Heimatstadt" veröffentlicht.

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