Nun zur Musik im Leben des Türmers. Durch die Handhabung des Horns beim Feuer- und Katastrophenwarndienst und bei den diversen musikalischen Alarm- und Begrüßungssignalen lag nichts näher als die Vervollkommnung dieser musikalischen Betätigung durch das Erlernen der verschiedensten weithin vernehm baren Blechblasinstrumente wie Trompete, Posaune, Zink usw. Einer der bedeutendsten „Stadtthurnermeister" war Franz Xaver Glöggl (1764-1839), der einer Familie entstammte, die bereits etliche Thurnermeister gestellt hatte. Franz Xaver Glöggl leitete das Linzer Theaterorchester, betrieb eine Musika lienhandlung und stand auch mit den Komponisten Josef und Michael Haydn, aber auch mit Ludwig van Beethoven in Verbindung. Gegen die unbefugten Spielleute wetterte Glöggl in scharfen Worten, sie seien Müßiggänger und Herumzieher, die man von Polizei wegen schon nicht dulden sollte. Glöggl beklagte sich über die Mißgunst und schlechte wirtschaftliche Lage. Er weist darauf hin, daß Trompeten- und Posaunen musik von Unbefugten ausgeübt wird, während früher nur „Stadtthurnermeister" und Landschaftstrompeter das ausschließliche Recht dazu hatten. Franz Xaver Glöggl starb, von der Linzer Bevölkerung tief betrauert, am 16. Juli 1839. Damit endete praktisch die „Thurnermeisterzunft" im herkömmlichen Sinn, und somit war auch Franz Xaver Glöggl der letzte, der den Titel eines „Thurnermeisters" führte. Das Handwerk des Turmuhrmachers Nachdem der Uhrmacher die Turmuhr auf dem Papier geplant und berech net hatte und schließlich die Teile von der Fabrik geliefert worden waren, begann erst die schwierige und oft auch gefährliche Arbeit auf dem Turm. Er mußte Zimmer mann, Monteur und Uhrmacher zugleich sein, wenn er angeseilt oder auf dem Gerüst Ziffern, Zeiger und Werk in die gehörige Ordnung bringen wollte. SämtlicheBestandteileeiner Turmuhrwiegen zusammenoft 100 Kilogramm und mehr, die Gewichte allein bis zu 60 Kilogramm. Das älteste Turmuhrwerk von Linz befand sich im Rathaus und stammte aus dem Jahre 1660, diesem folgte die Uhr des Prunerstiftes von 1714. Die größten Turm uhrwerke in Linz sind die auf dem Landhaus- (1803) und Stadtpfarrkirchenturm. Interessant ist, daß in früheren Zeiten das Schlagen der Uhren auf den Tür men der Stadt, also die akustische Zeitangabe, nur nach einer festgelegten Rangfolge geschehen durfte. In Linz z.B. wurde die Stunde zuerst vom kaiserlichen Schloß geschlagen, dann vom Landhaus, Rathaus und dann von den übrigen Kirchentür men. Diese Unterschiedlichkeit der Zeitangabe veranlaßte eine ausländische Delega tion, sich beim Rat der Stadt zu beschweren, da dieser dadurch entstandene Zeit unterschied das Zuspätkommen bei einer wichtigen Veranstaltung verursacht hatte. Zum Handwerk des Turmuhrmachersgehörte auch das Aufziehen, ölen und Reinigen der Uhrwerke. Diese Arbeit besorgt heute noch als einziger Mann in Linz der Landesbedienstete Alois Plakolb im Landhausturm, der sich auch um die Wartung des Uhrwerks, soweit Reparaturen notwendig sind, angenommen hat. Das Werk muß alle 28 Stunden händisch mit einer Kurbel (280 Umdrehungen) aufge-
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