Pfarrkirche ein harmonisches Geläute von fünf Glocken goß. Die Glocke hat einen Durchmesser von 1,93 m. Der Bürgermeister Adam Brunner ließ sie vor seinem Haus am Hauptplatz zur Besichtigung aufstellen und einen eisernen Ring, der ihren Umfang angibt, mit der Jahreszahl 1693 in den Boden einlassen. Die auch als „Kaiserin" bezeichnete älteste erhaltene Glocke ist die ehemalige Stundenglocke der Stadtpfarrkirche, die ursprünglich aus dem Linzer Schloß stammt und die Inschrift AEIOU trägt, darunter den Doppeladler und das Landes wappen, und um 1800 nach dem großen Brand vom Linzer Schloß in die Stadtpfarr kirche überführt wurde und seit 1985 als Leihgabe dem „Kaiser-Friedrich-Gedächtsnisraum" im Kremsmünsterer Stiftshaus (dem angeblichen Sterbehaus Friedrichs III.) einverleibt ist. Diese Glocke wurde 1491 vom Glockengießer Veit im Auftrag von Friedrich III. angefertigt und wiegt 470 kg. Türmer der Stadtpfarrkirche Der Türmer war wohl die „höchstgestellte" Person unter den Angestellten des Linzer Magistrats, im Punkt der Bezahlung aber wurde er ziemlich „parterre" gehal ten, weshalb es dem Türmer gewiß nicht zu verdenken war, wenn er sich zu Neujahr einen kleinen Extraverdienst zu beschaffen suchte. Die Hausherren und Geschäfts leute hatten freilich keine besondere Freude an solchen Neujahrsbesuchen, denn zu Jahresbeginn gab ein Gratulant dem anderen die Tür in die Hand und nicht nur Tür mer, auch die Rauchfangkehrer, Gewölbewächter, Wasserer und die liebe Jugend versuchten, diese Zeit gewinnbringend auszunutzen. Der alte Türmer Bartholomäus Reiß verkürzte sich die Zeit bei Schönwetter mit Regenschirmreparaturen. Er arbeitete sehr billig, aber der beschwerliche Weg zu ihm hielt manche Kundschaft ab. Da er die fertiggestellten Stücke nicht selbst den Eigentümern zustellen konnte, hatte er in einem Geschäft der Stadt eine Übernahme stelle eingerichtet. Sein Sohn beschäftigte sich nicht mehr mit der Reparatur von Regenschirmen, sondern verfertigte Schachteln, so z. B. lieferte er für die Firma Heid egger Schachteln für Zithern und dergleichen Instrumente. Die Nebenbeschäftigung brachte zwar wenig Ertrag, half ihm aber, die Zeit zu verkürzen. Den alten Reiß sah man selten in den Straßen der Stadt, außer zu Neujahr. Er trug zu diesem Anlaß seine alte Tracht, den Kopf bedeckt mit einer Pelzmütze, deren oberer Teil in einem feuer roten Tuchzipfel mit Quaste endete, und einen Mantel. In dem „Wiener ilustrierten Extrablatt" las man am 2. Oktober 1900 vom Transport der Pfarrtürmersgattin Anna Reiß, die in ihrer Wohnung auf dem Turm gestorben war. Frau Reiß starb an der Berstung einer Krampfader und mußte, da ärzt liche Hilfe zu spät kam, in ihrer luftigen Wohnung verbluten. Das „Wiener Extrablatt" schreibt; Man zog den leeren Sarg müiels Drahtseilen empor und schob ihn von dem Gerüste aus in die Wohnung des Turmwächters. Dann brachte man den Sarg, in den die Leiche der Frau gebettet worden war, wieder auf das Holzgerüste, ließ ihn von der Höhe hinab, dieser Transport mußte mit größter Vorsicht ausgeführt werden, und es dauerte länger als eine Stunde, bis das Gehäuse des
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