In Kriegszeiten wurden die „Stadtthurnermeister" und ihre Gesellen als Blessiertenträger eingesetzt. Hinweise finden sich dafür in einem Schreiben des „Thurnermeisters" Glöggl an den Linzer Magistrat aus dem Jahre 1819, in dem Glöggl es sich als Verdienst anrechnet, nach dem Treffen bei Ebelsberg am 3. Mai 1809 den verwun deten Österreichern und Franzosen Erste Hilfe geleistet zu haben. Der Stadtpfarrturm In der Turmhalle der Stadtpfarrkirche ist mit einer schmiedeeisernen Gitter tür, deren sich überkreuzende Vierkantstäbe Karos bilden, der Zugang zum Aufgang des Turmes versperrt. Um zur Turmstube zu gelangen, überwindet man 192 Stufen. Nach 27 Stufen betritt man einen Raum, der die innere Lichte des Turmes ausmacht. Nach 36 Steinstufen und 20 Holzstufen kommt man in den zweiten Raum, in dem von der Mitte der Holzdecke herab ein Holzschacht zu sehen ist, der ursprünglich zur Aufnahme der zum Uhrwerk gehörenden Steingewichte und Seile diente. Seile und Gewichte sind nicht mehr vorhanden. In der Zeit der Napoleonischen Kriege 1805 bis 1809 wurden über Befehl Napoleons die Seile des Turmuhrwerkes requiriert. Auf diese Weise war einer der Zeitmesser der Stadt ausgefallen, bis später die für das Uhr werk notwendigen Seile wieder beschafft werden konnten. Nach weiteren 16 Stufen erreicht man den dritten Raum, ähnlich wie die bisherigen mit dem Seilschacht in der Mitte. Nach 21 Stufen gelangt man in den vierten Raum, in dem man über sechs Holz stufen zum Uhrwerk kommt, das mit Holzlatten eingezäunt und mit einer Tür ver sehen ist. Dieses Werk schuf 1755 Melchior Zimmerle, der sich auch als Kleinuhr macher in Linz betätigte. Sebastian Gerstner baute schon 1672 die erste Uhr im Pfarr kirchenturm in Linz. Das Werk von 1755 zeigt bereits Spuren der zersetzenden und zerstörenden Wirkung der Luftfeuchtigkeit und der Umweltschadstoffe. Es ist bedauerlich, daß das Werk nicht rechtzeitig abmontiert und einem Museum zur Ver fügung gestellt wurde. Nach 30 Stufen gelangt man in die Glockenstube. An den Glocken ist das elektrische Läutwerk angebracht. An verschiedenen Stellen ist das hölzerne Gerüst des Glockenstuhls schwarzpechig angeräuchert, so daß die Annahme berechtigt erscheint, daß diese rußgeschwärzten Stellen aus der Zeit des großen Stadtbrandes von 1800 stammen könnten. Nach der Überwindung von noch 36 Holzstufen hat man eine eiserne Falltür zu öffnen, und man betritt endlich den Vorraum der Türmerstube, die sich in einem desolaten, unbrauchbaren Zustand befin det. Der quadratische Turmraum ist durch Turmmauern in vier kleine Räume geteilt und diente dem Türmer auch als Wohnung. Die rund um den Turm laufende Galerie steht auf steinernen Konsolen und ist mit einem schmiedeeisernen Geländer umge ben. Westseitig an der Galerie ist ein schwenkbarer Eisenarm montiert, an dem mit tels eines Zahnradgetriebes Lasten auf und ab transportiert werden konnten. Ein Mann mit den Anfangsbuchstaben K M. erinnerte sich an die Art des Feueralarms aus den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Besonders der Pfarr kirchenturm war ihm in seiner Jugendzeit ein lieber Bekannter, dem er häufig einen Besuch abstattete. Wiederholt bestieg er den Turm bis unter den Turmknauf und
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