OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 4

der Hochwässer reichen bei ihm vom Jahre 868 bis 1832. Am 26. Juni 1786 drang das Hochwasser bis auf die Höhe des Hauptplatzes, elf Joche der Donaubrücke stürzten ein, in Margarethen wurde die damals knapp am Donauufer stehende Kirche dadurch zerstört. Ein lebendiges Bild bot sich dem Türmer zur Zeit der Jahrmärkte, die sich aus der Linzer Bruderkirchweih entwickelten und bereits im Jahre 1434 nachweisbar sind. Der Linzer Schmidtorturm Die wichtigste Verkehrsader, welche von jeher die Stadt durchzieht, führt von Ebelsberg die Landstraße entlang über den Hauptplatz und über die Donau nach Böhmen. Für den Zugang zum heutigen Hauptplatz und zur Donau finden wir in den Rechnungen über die Jahrmärkte von 1496 bis 1500 die Bezeichnung „Schmiedtor". Neben „Schmiedtor" tauchen auch noch die Namen „Weisertor" und „Oberes Stadt tor" auf. Der Hüter des Schmidtores war für die Regelung des Verkehrs bei den vorhin erwähnten Märkten bestellt, während den Wachdienst auf dem Schmidturm ein „Glöckler" versah. Deutlich ist die bauliche Anlage des wahrscheinlich 1477 errichteten Schmidtorturmes auf zwei Stichen von Clemens Beuttier (1654) zu sehen. Vor 1732 wurde der Turm barockisiert, wie aus den alten Ansichten hervorgeht. Er stand in der jetzigen Schmidtorgasse an der Stelle des heutigen Durchganges zur Promenade. Der Schmidtorturmbeherbergte seit der Mitte des 16. Jahrhundertsdie „Stadtthurnermeister" mit ihren Gesellen. Sie bildeten eine Zunft und agierten nach genau geregelten Vorschriften. Sie hatten zahlreiche musikalische Verpflichtungen und Geschäfte wahrzunehmen: Das ganze ]ahr hindurch mußte an den Samstagen und Sonntagen und den gebotenen Fest tagen, wie auch die Quatemher-, Fasten- und halbe Adventzeit alle Tage 3 mal, als des Morgens früh zum Gebet, des Mittags und Abends, wenn die Sperrglocke geläutet wurde, mit den Zinken und Posaunen gegen die Stadt und gegen die Vorstadt zwei gute Stück und an Feier und Festtagen nach Beendigung des Gottesdienstes vier Stück, die sich auf Feier und Festtage schicken, auf dem Schmidturm zu machen... Sie waren weiters verpflichtet, bei Abhaltung der Bürgermeister-, Richter und Ratswahlen mit Zinken und Posaunen zu erscheinen und aufzuwarten. Der Schmidtorturm stellte im 19. Jahrhundert schon längere Zeit ein Ver kehrshindernis dar, denn die Fuhrwerke mußten sich vom Hauptplatz durch die äußerst enge Schmidtorgasse und den Schmidtorturm hindurch ihren Weg bahnen. Über den Schmidtorplatz erreichten sie nach einer Linkskrümmung über das äußere Schmidtor, das etwa an der Einmündung der Domgasse in den Graben situiert war, die Landstraße. Aber auch der Zahn der Zeit hatte am Schmidtorturm genagt. 1826 stellte eine Kommission von Bausachverständigen Sprünge und Risse im Mauerwerk fest, die sich schließlich als irreparabel erwiesen. Auch die Turmkuppel war schad-

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