Die k. k, Tuch-, Teppich- und Wollenzeugfabrik in Linz^^ Zuletzt sei noch der bereits 1812 bei der Schilderung von Linz angekündigte Artikel über die Wollenzeugfabrik veröffentlicht, der aber erst im Jahrgang 1816 erschienen ist: „Diese Fabrik, welche zu Linz in der sogenannten Fabrikstraße gelegen ist, besteht aus sieben Gebäuden, nämlich der L k. Zeugfabrik Nro. 335, dem Beamtenstöckel Nro. 336, dem Zwirnereistock Nro. 337, der großen Tuchfabrik Nro. 338, dem Teppichmachereistock 339, der zweiten Färberei Nro. 340 und der dritten Färberei Nro. 341. Den Anfang zu diesem großen Werke hat ein Handelsmann und Ratsbür ger zu Linz, Christian Sind, gemacht. Er erhielt im Jahre 1672 (unterm 11. März) vom Kaiser Leopold 1. die Freiheit, für sich und seine Nachkommen eine Manufaktur in Kadis und andern ganz wollenzeugenen Waren nebst einer Schönfärberei zu errich ten. Dazu wurde ihm die Spitalwiese im Wöhrt oder Werder, an der Donau überlas sen, wo er sein Werksgebäude aufführte. Die ersten Waren, welche diese Fabrik damals verfertigte, waren Kadis, Kronrasch, Serge und feine Tücher nach englischer und französischer Art. An Grunddienst mußte der Eigentümer jährlich 12 Gulden an das Bürgerspital zu Linz entrichten. Dies war die Pflanzschule aller übrigen Fabriken in Linz und der meisten größeren Gewerbsanstalten des Landes Österreich ob der Enns. Nach sechs Jahren trat Sind die Fabrik an seinen Schwiegersohn, Mathias Kolb und dessen Erben, ab. Dominik Kolb von Kolbenthurm erhielt am 7. Juli 1707 zur Beförderung seiner Wollenzeug-Manufactur ein Privilegium für sich und seine Erben auf 30 Jahre. Am 22. Jänner 1715 bestätigte Kaiser Carl VI. die der Manufactur zuge standenen Freiheiten, erteilte ihr ein ausschließendes Privilegium, bewilligte ihr bei der Ausfuhrwolle den Vorkauf dieses Stoffes vor den Fremden, und erlaubte dersel ben, ihre Waren in Stücken oder nach der Elle öffentlich zu verkaufen. Doch schon im folgenden Jahre 1716 (4. November) schloß Kolb einen Vertrag mit dem Armenhause vor dem Schottentore zu Wien, wodurch er demselben seine Manufactur gänzlich abtrat und die Regierung bestätigte diesen Vertrag am 15. Jänner 1717. Aber auch das Armenhaus behielt sie nicht länger als sechs Jahre und trat dieselbe, den 27. März 1722, an die Orientalische Compagnie zu Wien für 240.000 fl. ab (bestätigt den 6. Oktober 1722). Im Jahre 1754 übernahm sie die Kaiserin Maria Theresia, und seit dem ist sie landesfürstlich geblieben. Schon zur Zeit dieser Übernahme beschäftigte sie 10 bis 12.000 Menschen, deren Anzahl sich bis zum Jahre 1780 auf 26.000 ver mehrte. Ihr höheres Emporkommen verdankt diese Fabrik vorzüglich der landes fürstlichen Verordnung, durch welche im Jahre 1764 die Einfuhr ausländischer wol lener Zeuge verboten und zugleich die Fabrikatur derselben für jedermann im Lande frei erklärt wurde. ' Vaterländische Blätter, Jg. 1816, S. 399 f.; vgl. Pillwein, S. 282 ff, - Viktor Hoffmann, Beiträge zur neueren österreichischen Wirtschaftsgeschichte, I. Teil: Die Wollenzeugfabrik zu Linz an der Donau (in; AföG 108), Wien 1919. - Herbert Kühnel, Die soziale Betreuung des Personals der Linzer Wollenzeugfabrik im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus (in: Jb. der Stadt Linz 1960, S. 137-169).
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