OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 4

bestreiten zu können. Ein kleiner Teil des Schlosses ist voriges Jahr wieder hergestellt und für Züchtlinge eingerichtet worden, die man aus Baumgartenberg dahin versetz te.^® In Linz herrscht viele Industrie, und überhaupt ist in dem Traun- und Mühl kreise so reger Gewerbsfleiß, daß sie in dieser Hinsicht nur von dem Kreise Unterwie nerwald übertroffen werden. Als Stapelstadt an der stark befahrenen Donau hatte Oberösterreichs Hauptstadt schon längst einen lebhaften Handel; ihre Fabriken blühten aber erst in neueren Zeiten zu dem Flor auf, in welchem sie gegenwärtig ste hen. Die k. k. Wollenzeugfabrik, diese fruchtbare Mutter so mancher neuerer Fabri ken, nenne ich hier nur, weil diese Blätter gelegentlich eine umständlichere Darstel lung derselben geben werden. An privilegierten Fabriken befinden sich in der Stadt eine in Tuch und Casimir, eine in Farchet und Baum wollwaren, eine türkische Kap penfabrik, eine Spielkartenfabrik und eine Fabrik von baumwollenen Strümpfen. Außer diesen zählt die Stadt noch mehrere Fabrikanten von wollenen und baumwol lenen Waren und in der umliegenden Gegend sind nicht nur noch verschiedene pri vilegierte Fabriken, sondern auch schon von älteren Zeiten her eine Menge Weber, besonders im Mühlviertel, wo beinahe jeder Bauer einen oder mehrere Webstühle hat, und wo sich Weber befinden, welche dreissig bis sechzig Stühle beschäftigen. Zwei Lederhandlungen und Gerbereien in der Stadt verdienen wegen des Umfanges ihrer Geschäfte ebenfalls unter die Fabriken gezählt zu werden." Besondere Großhändler sind in Linz nicht, doch machen unter den sieben Spezereihandlungen einige auch bedeutende Geschäfte im Großen und stehen, wenn die Meere offen sind, mit England, Frankreich, Spanien, Holland und Rußland in unmittelbarer Verbindung, beschäftigen sich auch mit Speditions- und Wechselhan del. Schnitthandlungen zählt Linz neun. Eisen- und Geschmeidehandlungen zwei und eine Nürnbergerwarenhandlung. Unter den vier Apotheken befindet sich auch die den Barmherzigen Brüdern gehörige. Buchdruckereien sind vier, der Buchhand lungen eben so viele, unter letzteren Haßlingers und Lurichs die tätigsten. Sie beschäf tigen sich auch mit Musikalienhandel und letzterer vereinigt damit eine Kunsthand lung. Der gesamte Handel von Linz wird nicht wenig begünstigt und belebt durch die Schiffahrt auf der Donau und die beiden jährlichen Märkte, wovon jeder vierzehn Tage dauert. Können sie schon mit den beiden größten Messen in Deutschland, der Leipziger und Frankfurter, nicht verglichen werden, so kommen sie doch mancher andern gleich oder übertreffen sie wohl und sind besonders für den innern Verkehr sehr wohltätig, so wie alle andere Märkte in den österreichischen Staaten, wie dieses in einer Monarchie von 20 Millionen Einwohnern, welche ihren Bedarf an Fabrikund Manufakturwaren, mit wenig Ausnahme, selbst erzeugt, notwendig der Fall sein muß. Auf den Linzer Märkten, welche auch viele benachbarte ausländische Einkäufer ' Das 1800 einem Brand zum Opfer gefallene Linzer Schloß wurde im Jahre 1808 zum Teil wieder in stand gesetzt. Von 1811 bis 1851 diente es als Strafanstalt. Nähert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, 3. Aufl., Linz 1976, S. 154. Vgl. PiUwein, S. 280 ff.

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