politische Programme, zumal politische Parteien anweisungen zum Handeln... Was ihnen aber, diesen Bündeln verschieden artiger Elemente, die innere Einheit gibt, ist ein utopisches Element, ein eigentümlicher ,Geschichtsglaube', der in diesen Ideologien stärker oder schwächer wirksam ist." Pragmatismus, Pluralismus, Wertrelativis mus, Ökonomismus, also relativ weltan schauungsneutrale Begriffsinhalte, etwa in der Er scheinungsform der „großen Koalition" in Öster reich, haben die Ideologien stets geschwächt. Aber aus jeder Ermattung ist die Ideologie in den unter schiedlichsten Gewandungen zu neuem Leben er starkt. Dann verliert der Austausch von Argumen ten in zivilisierter Form seine Kraft, das Bekennt nishafte, ja die Demonstration tritt an seine Stelle. Gerade das Bedenkjahr 1988 hält uns wie die end gültig abgestorben geglaubten Zeiten der Reli gionskriege die Erfahrung vor Augen, wohin es kommt, wenn die totale Idee dominiert und die Normen gesitteten Zusammenlebens grob ver letzt. Das Bewußtsein für die vielfache Bedingtheit totaler Welterklärungen fordert, an die Stelle welt anschaulicher Selbstgewißheit die Bereitschaft tre ten zu lassen, den jeweiligen - eigenen oder frem den - Standpunkt nur als mehr oder minder gut bestätigte, versuchsweise Annahme (Hypothese) aufzufassen, die einer fortwährenden Kritik und Erprobung ausgesetzt bleibt, die - mit Karl Popper zu sprechen - ständig dem Risiko einer späteren Falsifizierung ausgesetzt ist. Diese Methode des Versuchs und Irrtums, also von „trial and error", vorweggenommen im Goethe-Wort, daß „derjeni ge, der sich mit Einsicht für beschränkt erklärt, der Vollkommenheit am nächsten (ist)", wird aller dings von denen nicht angenommen, deren Bemü hen es ist, „ideologisch" nur Bestätigungen des ei genen Standpunktes zu suchen und Infragestellun gen als Angriff, im Politischen als Aggression zu disqualifizieren. Die Vorstellung des vorliegenden Buches und die daran geknüpften Gedanken an diesem ört finden ihre Rechtfertigung darin, daß auch der Be griff der Heimat von der Ideologisierungswelle überschwemmt wurde. Dies zeigt nicht nur die sattsam bekannte Blut-und-Boden-Parole des Dritten Reiches, sondern weisen auch Tendenzen in der Heimatdichtung in den dreißiger Jahren nach; beispielsweise seien die Namen Waggerl, Grogger oder Zernatto erwähnt. Josef Demmelbauer
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