schnitte gegliedert: der Beginn der Neuzeit; das Jahrhundert der Aufklärung; Romantik und Bie dermeier; das Industriezeitalter und die Moderne. Es beginnt mit dem Brief Petrarcas an Boccaccio vom Juni 1374, worin er sich das Wort des Satiri kers Juvenal ins Gedächtnis ruft: ... die zartesten Saiten Schenkte Natur, sie gesteht es, dem Menschenge schlecht, da sie Tränen Schenkte: sie sind doch gewiß das beste Teil unsres Fühlens. Es endet mit dem ebenso tapferen wie hoff nungslosen Brief der Schriftstellerin Brigitte Rei mann, die 1973 40jährig an Krebs starb. Dazwi schen liegen an die 160 Briefe, die man teils mit Er schütterung und Ergriffenheit liest; teils handelt es sich aber um ganz banale Mitteilungen, die nur zu fällig der letzte Brief waren und die keine „Briefe des Abschieds" sind. Auch der Herausgeber bestä tigt in seiner editorischen Notiz (S. 319), daß „nicht jeder erhaltene letzte Brief aussagekräftig im Sinne dieser Sammlung" ist. Nur hätte er dann gut daran getan, solche Briefe nicht aufzunehmen. Davon ab gesehen, birgt die Sammlung so viele Zeugnisse menschlicher Größe, daß - jedenfalls im Angesicht des Todes - die Überzeugung des Pico de Mirandola von der Würde des Menschen mehr Wahr heit in sich trägt als die Menschenverachtung, wie sie etwa in einem Buchtitel der siebziger Jahre zum Ausdruck kommt: „Der Mensch ist eine Sau". (Man lese hiezu den Essay „Über die Menschen würde" von Gertrud Fussenegger in „Echolot", Folge 2 der Schriften zur oberösterreichischen Li teratur.) Besonders erschütternd sind auch heute noch die letzten Briefe aus Stalingrad und die vom Christentum durchpulsten Briefe der Männer des Kreisauer Kreises um Helmut James Graf von Moltke. Der letzte Brief des Fliegers und Dichters Saint-Exupery an seinem Todestag (31. Juli 1944) endet voller Bitterkeit: „Sollte ich abgeschossen werden, werde ich nicht das mindeste bedauern. Mir graut nämlich vor dem künftigen Termiten staat, und ich hasse ihre Robotertugend. Denn ich war dazu geschaffen, Gärtner zu sein." In ihrem warmherzigen Brief an ihren Enkel, der Jus stu diert, hat Ricarda Huch, nachdem sie sich über die se „schrecklich trockene" Materie entsetzt hat, bei der es meistens nur auf Geldstreitigkeiten heraus komme, ein gutes Wort auch für die Juristen parat: „Juristen sind deshalb oft angenehme Menschen, weil sie sich zum Ersatz für vieles neben ihrer Wis senschaft interessieren und Leute von allgemeiner Bildung sind." Ob sie das heute - nach mehr als 40 Jahren - wiederholen würde? An den Schluß sei ein Absatz aus der Einlei tung zu dieser Briefsammlung gesetzt: „Mögen diese letzten Briefe von Klage, Schmerz, Krankheit, schwerem Leiden und Wehmut beschwert sein, mögen sie zum nicht gerade freudvollen Nachden ken über jene ,letzten Dinge' im Leben anregen, an denen sich niemand vorbeimogeln kann - in ihrer Quintessenz verheißen sie aber den Trost einer Solidargemeinschaft, zu der schließlich jeder ge hören wird." Josef Demmelbauer Model / Creifelds I Lichtenberger: StaatsbürgerTaschenbuch. 24., neubearbeikie Auflage. München: Verlag C. H. Beck 1989. XXXII, 1.103 Seiten. Gebunden. DM 35,-. Dieses Buch, das nun schon die 24. (!) Auflage erlebt, löst das Versprechen, das es in seinem Un tertitel enthält, auf überzeugende Weise ein: Es bringt alles Wissenswerte über Staat, Verwaltung, Recht und Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland und veranschaulicht es in zahlrei chen Bildern. Dazu kommen auf über 20 Seiten Kurzdarstellungen des Staatsrechts der wichtig sten Staaten von den USA bis zur Sowjetunion. Die Leser dieser Zeitschrift werden insbesondere der kultur- und kultusrechtliche Teil des Buches sowie das Schulwesen ansprechen: Die Kultur hoheit der Länder ist unter Nr. 121, das Schul wesen unter Nr. 186 dargestellt, während die Kir chen und ihr Verhältnis zum Staat im siebenten Teil (Nr. 701-727) behandelt sind. EG und EFTA sind derzeit hoch aktuell (vgl. Nr. 916 und 917). Da Oberösterreicher viel nach Deutschland, im be sonderen nach Bayern, fahren, sind für sie die Neuerungen im Straßenverkehrsrecht von großer praktischer Bedeutung. Die Befürworter der soge nannten Demokratisierung der Bezirksverwal tung, die sich auf das deutsche Landkreismodell berufen, könnte das Studium der - völlig unter schiedlich - organisierten unteren Verwaltung in den deutschen Ländern von der Richtigkeit des Merkl-Wortes überzeugen, wonach gerade die Verwaltungsorganisation etwas so spezifisch Son derstaatliches ist, daß Nachahmungen eines frem den Verwaltungsmodells in aller Regel nicht ziel führend sind. Josef Demmelbauer
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