OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Wiener Becken) ist dafür die Bezeich nung Tegel geläufig. Gerade dieser Kalk gehalt, aber auch bestimmte Gehalte an Kalium, Phosphor und weiteren Elemen ten machten den Schlier zum begehrten Dünger. Werneck schreibt von vielen 100 Mergelgruben, die noch in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts intensiv ge nutzt wurden.^ Über das geologische Alter und die stratigraphische (schichtmäßige) Zuord nung der Schliervorkommen Oberöster reichs im allgemeinen und des Ottnanger Schliers im besonderen gibt die Ta belle Auskunft. Die Entdeckung der Schliergrube für die Wissenschaft Die Schliergrube bei Wolfsegg-Ottnang wäre sicherlich eine der vielen relaHv unbedeutenden geblieben, hätte sie nicht auf Grund ihrer Fossilvorkommen die Aufmerksamkeit der Forscher erregt. So berichtet bereits 1850 F. C. Ehrlich: ... Der darunter (gemeint sind die kohle führenden Schichten) liegende verhärtete graulich weisse oder bläulich graue Mergel ent hält in seinen oberen mehr kalkigen Lagen Ver steinerungen ... Aus einer Mergelgrube nächst Ottnang wurden erhalten: Natica hemiclausa, Mitra, Pleurotoma rotata, F. turicula, Cassis texia. Ancillaria, Scalaria, Dentalium elephantinum, eine Venus-Art und kleine Echinodermen. Bald kam es auch zu systemati schen Aufsammlungen, indem Beamte der kurz zuvor (1849) gegründeten k.k. Geologischen Reichsanstalt sich plan mäßig daranmachten, das Gebiet der Monarchie geologisch zu durchfor schen, um - dem internationalen Trend folgend - die Kartierung des Reichs gebietes voranzutreiben. So erwähnt be reits 1850 F. Simony im ersten Band des „Jahrbuches der k. k. Geologischen Reichsanstalt" den Fund von 30 Schlier versteinerungen zwischen Ottnang und Wolfsegg, die von M. Hoernes bestimmt und kurz darauf publiziert wurden. In der Folgezeit wandte man sich auch den Mikrofossilien zu, einer „Mo de" der damaligen Zeit entsprechend, als man erstmals versuchte, stratigraphische Zuordnungen verschiedener Sediment gesteine mit Hilfe diverser Mikrofossi lien vorzunehmen. Unter diesen spielen die Schalen der Foraminiferen (wörtlich bedeutet dies „Lochträger") oder Kam merlinge, einer Tierklasse des EinzellerStammes der Rhizopoden, eine besonde re Rolle. Es möge nicht unerwähnt blei ben, daß sich Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem For schungszentrum der Mikropaläontologie mit Weltgeltung entwickelte, dessen herausragende Persönlichkeiten, August Emil Reuss und Franz Karrer,'' - fast möch te man sagen: selbstverständlich - auch die Vorkommen aus dem Ottnanger Schlier entsprechend bearbeiteten und publizierten. Der Sohn von Moritz EFoernes, Rudolf Hoernes, Universitätsprofessor in Graz, widmete 1875 eine umfangrei che, reich bebilderte Arbeit der Fauna des Schliers von Ottnang.® Im Zuge dieser ^ H. L. VJerneck, Die naturgesetzlichen Grundlagen der Land- und Forstwirtschaft in Oberöster reich. Jahrb. Oö. Mus.-Ver., 86, Linz 1935, S. 165-440. ' A. E. Reuss, Foraminiferen des Schliers von Ott nang. Jahrb. Geol. Reichsanst., 14, Wien 1863, S. 20-21; F. Karrer, Zur Foraminiferenfauna in Österreich. Sitzber. Akad. Wiss., math.-naturw. Kl., 55, Wien 1867, S. 331-368. ' R. Hoernes, Die Fauna des Schliers von Ottnang. Jahrb. Geol Reichsanst., 25, Wien 1875, S. 333-400.

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