OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Handelt es sich bei den Bauernunruhen von 1525/26 um eine angestrebte „soziale Revolution", so wird in der Bauernrevolte 1625/26 mit konfessionellen und nationalen Argumenten gekämpft. Beim Bauernaufstand 1525/26 begegnen wir der Berufung der Bauern auf das Wort Gottes; dahinter steht aber nicht die Lehre Luthers, sondern eher die „Urstands theologie der Bauernreformation'U Diese Urstandstheologie, oder Adamismus, besagt, daß alle Menschen gleich sind (vom gleichen Urvater abstammend) und daher die Rollenverteilung in Herrschende und Beherrschte nicht naturgegeben sei; somit könne auch nur ein aus dem Volke kommender Kaiser das Ideal darstellen. Dies ist ein in der Reformation oft wiederkehrender Gedanke. Außerdem berief man sich auf das „Alte Recht", die sogenannten „Waistümer", denen zufolge das Acker land dem Bauern gehöre, alles Nichtackerland aber Eigentum der Marktgenossen schaft seU Das Interesse der Literatur am Bauernkrieg Wenn man sich die Frage stellt, warum, von welcher Seite aus und aus welchen Motiven diesem längst vergangenen Ereignis immer wieder ein so großes Interesse gezollt wurde, so fällt eine bemerkenswert breite Fächerung der Interessen an diesem Stoff auf. So wurde dieses Thema sowohl von sozialistisch-marxistisch orientierten Literaten, wie auch von nationalistisch-völkisch-national-national sozialistisch ausgerichteten Literaten behandelt. Es existiert aber auch eine litera rische Bauernkriegsrezeption, die abseits von politischem Engagement den Bauern aufstand von der „ästhetischen Seite" her betrachtet - das Kraftvolle, die Dynamik eines Volksaufstandes bietet hier den Anreiz für die Schaffung literarischer Werke. Dieses dreifache Interesse am Bauernkrieg - hier sei angemerkt, daß sich diese Abhandlung aus Gründen des Umfanges ausschließlich mit der Rezepdon des oberösterreichischen Bauernkrieges 1625/26 befaßt; die weit umfangreichere Rezep tion des deutschen Bauernkrieges 1525/26 kann nicht berücksichtigt werden - betont auch G. Fussenegger in einem Aufsatz zum Thema der Vorläufer des Bauernkrieges; Ich sehe drei Gruppen mit verschiedenen Motiven agieren. Die eine erblickt in jeder revolutionären Aktion, wann immer sie stattgefunden und zu welchem Ende sie geführt hat, einen Vorläufer späte rer wirksamerer und damit womöglich auch künftiger Revolutionen. Die Erinnerung an eine lokale Revolte dient dieser Gruppe allemal nur als Beleg dafür, daß schon immer Unmenschlichkeit von Seiten der Mächtigen geherrscht, schon immer Widerstand von Seiten der Unterdrückten rege gewe sen und sich entladen habe. So soll die Utopie tiefer in der Vergangenheit verankert und damit auch für die Zukunft als notwendiges, weil organisches Ergebnis der Geschichte empfohlen werden.^ ^ Karl Eichmeyer, Reformation und Bauernkriege. S. 61. '' Ebenda, S. 61. ' Gertrud Fussenegger, Die Vorläufer. Von Spartacus bis Fadinger. In: Oö. Hbl., 29. Jg., Heft 1, Linz 1975, S. 123.

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