oberösterreichischen Alpenvorland ist heute weithin unbekannt, es sollte aber dessen Bedeutung - vor allem in frühe ren Jahrhunderten - keineswegs ge schmälert werden. Schließlich führte dies auch zur Entdeckung der späterhin so berühmt gewordenen Fossilvorkom men an der Wolfsegger Schanze. An zahlreichen Stellen des Inn- und tiausruckviertels wurden seit alters soge nannte „Schliergruben" angelegt, aus denen man den Schlier als natürlichen Dünger für die Landwirtschaft grub. Ins besondere zur Winterzeit baute man die sen (meist) kostenlosen, aber doch wert vollen Rohstoff ab und brachte ihn mit tels Pferde- oder Ochsengespannen auf den Feldern aus; im Innviertel etwa zur Verbesserung der silikatischen (sauren) Böden im Bereich des Sauwaldes, in der Idausrucker Gegend zur Düngung jener Felder, die im Bereich der Schotter liegen, wo der Boden - bedingt durch den trokkenen, wasserzügigen, quarzkieselreichen Untergrund - besonderer Pflege und Versorgung mit Nährelementen und Spurenelementen, vor allem mit Calcium, bedurfte. Eine zusätzliche Nut zungsmöglichkeit war durch die Anlage der „Rötzen" gegeben, indem eine Grube, deren Boden meterdick mit Schlierplat ten ausgelegt war, mit dem Stallmist an gefüllt wurde. Nach Ausbringung auf die Felder war hier eine besonders gute Ver sorgung des Bodens mit den nitrat- und phosphatgesättigten Schlierbrocken ge geben (die zugleich ein Einsickern der Jauche in das Grundwasser verhinder ten). Bereits Gaius Plinius Secundus (23-79 n. Chr.) soll über diese Art der Düngung aus unserem Raum berichtet haben.^ Der Schlier ist also vorherrschendes Gestein im oberösterreichischen Alpen vorland. Ursprünglich war dieser Name eine rein oberösterreichische Lokalbe zeichnung (die auch heute noch verwen det wird; zuweilen bedauerlicherweise fälschlich für mergelige Gesteine der Flyschzone!). So erwähnt ihn Hingenau 1856^ in einer der ersten exakten Darstel lungen der Braunkohlevorkommen im Hausruckgebiet als ... hlaugrauen Thon mergel, ... der in Oherösterreich Schlier ge nannt wird, und in einem großen Theil des Hausruck- und Innviertels... angetroffen wird. Nicht zuletzt durch die Verdienste des oberösterreichischen Geologen (oder Geognosten, wie es damals hieß) Franz Carl Ehrlich (tl886) fand der Begriff Schlier Eingang in die geologische Fach literatur.^ Heute versteht man darunter feinkör nige, graue bis bläuliche Meeressedi mente mit Korngrößen unter 0,02 mm, die vornehmlich im jüngeren Tertiär als Ablagerungen eines nicht zu tiefen Mee res gebildet wurden. Die Zusammenset zung kann stark wechseln und reicht von tonreichen Serien (in der Literatur auch Schieferton genannt, obwohl hier kein metamorphes Gestein vorliegt; insbe sondere der Ältere Schlier ist häufig deutlich geschichtet, aber nicht geschie fert!) bis zu sand- und kalkreichen Arten. Kalkreiche Anteile werden Mergel ge nannt; die mundartliche Verballhornung führte zu „Mödl'V in Ostösterreich (z. B. ^ Wertvolle Hinweise in dieser Richtung erhielt ich von Herrn HOL Franz Grinis, Taufkirchen/ Pram; siehe auch: F. Grims, Vom „Mödlführn". Rieder Volkszeitung (Beilage: Die Heimat), F. 159, Ried 1973. ^ O. Hingenau, Mittheilungen über die Braunkoh lenlager im Hausruck-Walde in Ober-Oesterreich. Jahrb. Geol. Reichsanst., 7, Wien 1856, S. 164 f. " F. C. Ehrlich, lieber die nordöstlichen Alpen. Linz 1850, S. 18 f. ' S. Anm. 2
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