OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Luchse, Steinböcke, Mufflons, Gemsen, Auerwild, Schwäne, Kraniche, manch mal auch Rehe, Fasane und Haselhühner. Die niedere Jagd (Reißgejaid) umfaß te: Hasen, Kaninchen, Murmeltiere, Füchse, Dachse, Haarraubwild, Rebhüh ner, Wachteln, Flugwild (Vögel), Enten u.a. Im 14. und 15. Jahrhundert verloren die Bauern den Rest ihrer Jagdfreiheiten. Die Niederjagd wurde nun vorwiegend von herrschaftlichen Jägern ausgeübt. Den Untertanen blieb nur der Vogelfang; dieser wurde von nun an verstärkt betrie ben und erreichte im 16./17. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde auch der Vogel fang eingeschränkt und später ganz ver boten. Der Vogelfang galt als störend für die eigentliche Jagd, die immer mehr zu einer gesellschaftlichen und kultischen Tätigkeit wurde. Vögel gehörten zu den begehrten Leckerbissen auf einer Festtafel. Das Fan gen von Vögeln war aber sehr zeitrau bend, man mußte sehr listig und ge schickt sein. Gefangen wurde mit Net zen, Schlingen, Leimruten, Schlaggar nen, kleinen Fallen und anderen Mitteln wie mit Lockvögeln, Fallbäumen, diver sen Ködern, wie Luder = Aas, Körner früchten (Hanf) u. a. Die Vogeltennen oder Vogelweiden wurden an bevorzugten Plätzen angelegt und waren besonders gekennzeichnet. Sie mußten vorwiegend baumfrei sein und auf erhöhten Stellen liegen, die gerne vom Vogelstrich angeflogen wurden. Auch eine kleine, getarnte Hütte für den beobachtenden Vogelfänger war erfor derlich, von der aus er gewisse Fangvor richtungen betätigen konnte. Die Tennen selber waren von unterschiedlicher Grö ße, konnten nur einige hundert QuadratJunger Ritter mit Begleiter auf Falkenjagd. Aus: Queen hAary Psalter meter umfassen, aber auch über mehrere Joch verfügen. Besonders die größeren Vogeltennen oder Vogelweiden wurden im Hoch- und Spätmittelalter auch als Beiz- und Abrichtplätze für Jagdfalken verwendet. Die Abrichtung von Jagdfalken war sehr kompliziert und bedurfte eines großen Aufwandes, eigene Plätze waren dafür erforderlich. Der Falkner war für die Auf zucht und Abrichtung der Raubvögel zu ständig. Die Falkenjagd selber wurde vorwiegend vom Pferd aus betrieben und galt als die edelste, die königliche Jagd. Sie diente deshalb nicht dem Nahrungs erwerb, sondern war ein edler Sport und höchstes Jagdvergnügen. Die Herrschaften, die über einen hohen Wildbann oder „Reißgejaid" ver fügten, vergaben in der Regel auch die Vogeltennen gegen eine jährliche Pacht (Vogelzins) an ihre Untertanen. Es gab verschiedene Arten von Vogeltennen, wie Wald-, Feld-, Lerchen-, Finken-, Reiß tennen u. a. Manchmal wurden auch Fall bäume gesondert vergeben. In der Herrschaft Schwertberg"^ wur den 1664 30 „Reußthennen", zwei „Fin kenthennen" und ein „föhlbaum" vergeGeorg Grüll, Manuskripte über Jagd, Vogelfang und Fischerei im Schwertberger Herrschaftsbe reich. Bd. 6, Oö. Landesarchiv.

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