OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

lieh sicher ist, daß die Burg als Sitz für den Kirchenvogt von Wartberg erbaut wurde,nachdem die hochfreien Wartberger in der ersten Bdälfte des 12. Jahr hunderts ausgestorben waren. Ein Sigihart von Wartberg hatte 1111 seine Eigen kirche zu Wartberg dem Passauer Kloster St. Florian überlassen.^" Denkbar wäre auch, daß die Ahnher ren der Reichensteiner mit den Wartbergern versippt waren oder überhaupt einem Seitenast dieser Dynastie ent sprangen. Im Verlauf des 12. Jahrhun derts begaben sie sich allerdings in die Ministerialität, obwohl sie weiterhin über freien Besitz verfügten, darunter auch die Burg Reichenstein. 1295 überließ Haug von Reichen stein, ein Neffe des Jansen von Capellen, seinen bisher freieigenen Besitz dem Her zog Albrecht I. von Österreich. Die Hälfte seines nunmehr Landesfürstlichen Le hens wurde noch im gleichen Jahr an Ulrich von Capellen übergeben, dieser war mit Kunigunde von Wallsee ver mählt. Nach 1326 gelangte das halbe Haus Reichenstein an Eberhard von Wallsee. Von 1298 bis 1352 besaßen die Rei chensteiner ein Viertel der Burg und Herrschaft Prandegg. 1341 wurde bei einem Vergleich zwi schen Herzog Albrecht 1. und den Brü dern Reinprecht I. und Friedrich II. von Wallsee sowie ihrem Onkel Jans von Ca pellen wegen eines Waldes bei Freistadt der Capeller als Besitzer des Amtes Wei ters felden bezeichnet."^ Tatsächlich aber erwarb Ulrich von Capellen erst am 25. Juli 1353 das freie Eigen Weitersfelden mit den dazugehörigen „Kirchen lehen, Urbar, Zehent, Verlehnt Gut, Wäl dern, Forst, Wismad, Fischwaid, Gericht und Vogtei" von Jansen von Reichenstein und dessen Hausfrau Kunigunde um 650 Pfund. Ulrich von Capellen vereinigte das Amt Weitersfelden mit seiner Herr schaft Reichenstein,"^ die er am 8. Juni 1352 von Eberhard von Wallsee (Haupt mann ob der Enns) um 3.600 Pfund ge kauft hatte."" Wann die Reichensteiner ihre noch verbliebene Hälfte an die Wallseer verkauft hatten, ist nicht bekannt. Mit Jans von Reichenstein verschwindet dieses Geschlecht ca. 1360 aus dem Lan de ob der Enns. Mitte des 14. Jahrhunderts trat eine Stagnation ein, es wurde nicht mehr ge rodet - im Gegenteil, viele Gehöfte und Dörfer verödeten. Eine der fürchterlich sten Seuchen begann überall zu wüten, die Pest, Menschen starben zu Tausen den, es folgten Mißernten, Hungersnöte und Naturkatastrophen. Es begann die spätmittelalterliche Wüstungsperiode. Der niedere Adel mußte schwere Ein bußen hinnehmen, und viele sanken in den Bauernstand ab. Was folgte, waren Fehden, Plünderungszüge und Grenz kriege mit den Böhmen. 1420 begannen die furchtbaren Hussitenkriege, die bis 1436 andauerten. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts trat eine Besserung ein. Aus dieser Zeit stammt das Urbar von Alfred Höllhuber, Reichenstein. Der Alte Herren sitz an der Waldaist, Tragweiner Heimatbuch. Tragwein 1987, S. 37. Karl Sengstschmied, Aus Wartbergs vergangenen Tagen. Festschrift, Wartberg ob der Aist 1984, S. 13. Jakob Stüh, Zur Genealogie des Geschlechtes der Herren von Capellen. Bericht des Museums Francisco Carolinum, Bd. 6, 1842, S. 136. Julius Strnadl, Die freien Leute der alten Ried mark. Archiv für österreichische Geschichte, Bd. 104, Wien 1915, S. 553. Herbert Erich Baumert - Georg Grüll, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Mühlviertel und Linz. Wien 1988, S. 135.

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