OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Am 6. März 1621 gab der Kaiser den Landständen die Verpfändung des Lan des ob der Enns an Bayern bekannt und stellte als Statthalter des Herzogs den Grafen Adam von Herbersdorf vor (die Schreibweisen Herberstorff, Herberstorf, Herbers dorf variieren in den einzelnen Quellen). Herbersdorf wurde in das Land ob der Enns geschickt in der Hoffnung, er werde mit der schwierigen Situation eines Landes, dem große Belastungen zuge mutet werden mußten, zu Rande kommen. In den ersten vier Jahren seiner Herrschaft konnte er sogar das Vertrauen des Volkes gewinnen. Von den anfänglichen Erfolgen in der Niederwerfung des Aufstandes bestärkt, setzte 1624 Kaiser Ferdinand II. eine Reformationskommission ein, die die Rekatholisierung des Landes ob der Enns in die Wege leiten sollte. So erschien im Oktober des Jahres 1624 das kaiserliche Mandat, demzufolge alle nichtkatholischen Prädikanten und Schulmeister binnen acht Tagen das Land zu verlassen hätten. Um die vakanten Pfarrstellen zu besetzen, wurden italienische Priester aus Südtirol berufen, die oft nicht einmal der deutschen Sprache mächtig waren. Dieser Umstand und die Tatsache, daß die Gemeinden an die Predigt in deutscher Sprache nach lutherischem Vorbild gewohnt waren, machte viel böses Blut. Das nationale Element, daß die Bevölkerung die Messe in der Landessprache hören wollte, ist hier nicht zu vernachlässigen. So kam es Ende Jänner 1625 zum Aufstand in Nallernhach. Der italienische Dechant Blasius de Livo hatte einen italienischen Priester eingesetzt. Einige hundert Bauern widersetzten sich der Einführung, bewarfen den Pfarrer mit Steinen, so daß Dechant und Pfarrer flüchten mußten.^ Ahnliches ereignete sich im Mai 1625 in Frankenburg; der Unterschied war, daß sich nun Protestierende aus fast allen Pfarren der Umgebung sammelten und for derten: Die Prädikanten müssen wieder ins Land! Als Reaktion darauf ließ Herbersdorf am 15. Mai 1625 ein Exempel statuie ren, das als „Frankenburger Würfelspiel" in die Geschichte einging. Zeigte er in Nat ternbach noch Verständnis für das evangelische Volk, so lud er nun die umliegenden Pfarreien auf das Feld bei Hausham und traf jene Entscheidung, die ihm für immer den Vorwurf des Wortbruchs und der Heimtücke eintragen sollte. Er verurteilte 38 Richter, Räte und Pfarrherren zum Tode, schenkte aber dann der Hälfte das Leben, indem er sie um ihr Leben würfeln ließ. Wenn auch die Folgen dieses Blutgerichts auf dem Haushamer Feld unabsehbar waren, so war dieses Ereig nis noch nicht der direkte Anlaß für den großen Bauernaufstand. Diesen Anlaß bot Kaiser Ferdinand II. selber. Der Kaiser war auf dem ein geschlagenen Weg geblieben; im August 1625 wurde eine Reformahonskommission eingesetzt, die die Gegenreformation kompromißlos durchführen sollte; am 10. Oktober 1625 erschien das Reformationspatent, das als wesentlichen Punkt die ' Karl Eichmeyer, Reformation und Bauernkriege in Oberösterreich. In: Karl Eichmeyer, Helmut Feigl und Wal ter Litschel, Weilß gilt die Seel und auch das Guet. Oberösterreichische Bauernaufstände und Bauern kriege im 16. und 17. Jahrhundert. Linz 1976, S. 57.

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