Nachwort Die Texte der Aufsätze von Beatrix Fröhlich (-Wei(3gärber) und Renate Bronnen basieren vorwiegend auf Gehörtem und nicht auf Erlebtem. Der Informationswert von im Familienkreis kolportierten Geschichterln ist durch ihre Nichtbelegbarkeit äußerst gering, und zum gegenständlichen Thema (Vaterschaftsgerücht um Anton Bruckner) erhöht sich durch mangelhafte Recherchen und nicht erbrachte Doku mentationen die Fehlerquote um ein beträchtliches. Sind die „Berichte" von Beatrix Fröhlich (-Weißgärber) sprachlich verhältnis mäßig harmlos, so bedient sich Renate Bronnen einer forscheren (DDR?-)Sprache, deren Kernigkeit in unqualifizierten Behauptungen kulminiert. Die Art und Weise, wie sie dem Leser die „Bruckner-Tochter" einzutrichtern versucht, hat etwas von (gewohnter?) politischer Agitation totalitärer Staatssysteme. Aus diesem Grundton heraus wird auch verständlich, warum sie exakte „Fakten" scheut und diese aufzu suchen sich nicht bemüht. Anstatt sich an eine äußerst vage und von vornherein kaum ergiebige Mög lichkeit der Auffindung einer „Bruckner-Tochter" krampfhaft anzuklammern, wäre ein Nachweis von eventueller Akzeptanz der „unehelichen" Bertha Barghesi („Toch ter des Dr. Josef Schiedermayr") durch die „eigene" Familie Schiedermayr resp. den Bruder des Josef, Dr. Karl Schiedermayr, von größerem Interesse gewesen. Aber auch hier versagte Frau Bronnen, denn sie dürfte nicht gewußt haben, daß Bertha Barghesi in ihrer Kindheit und Jugendzeit in Kirchdorf unter dem Namen „Bertha Schieder meier" bekannt war, um vermutlich eine Nichtzugehörigkeit zur „Familie" zu verschleierrr In der Chronik der Liedertafel BCirchdorf, deren Mitbegründer Dr. Karl Schiedermayr war und deren Statuten er entworfen hatte, wurde sie nur unter diesem Namen geführt. Daß sie aber trotz all dieser äußeren Versuche, eine Familienzugehö rigkeit zu konstruieren, nicht adoptiert war, geht aus der Tatsache hervor, daß zu ihrer Verehelichung mit Alois Weißgärber neben der Einwilligung des „Vormundes" Dr. Karl Schiedermayr auch eine des „Vormundschaftsgerichtes" Kirchdorf erforder lich war, und dies nicht nur wegen ihrer Minderjährigkeit. In dem Gerichtsdokument scheint der Name „Bertha Barghesi" auf, nicht Bertha Schiedermayr. Das „unehe liche" Kind war in den acht oder zehn Jahren der Pflege bei dem Ehepaar Schiedermayr-Rauscher nicht zur Familie gezählt worden. Und Bertha Barghesi war immer hin die Mutter der Weißgärber-Geschwister.
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