sicher einen gesellschaftlichen Aufstieg. Mit dieser Heirat (21. November 1874) des um zehn Jahre älteren Alois Weißgärber und der „minderjährigen", neunzehn Jahre alten Bertha Barghesi gewinnt die spätere Familie Weißgärber einige familieninterne Bedeutung, die aber über einen ländlich begrenzten Aktions kreis nicht hinausreichte. Trotz des Einverständnisses der Schiedermayrs zu dieser Ehe dürfen die Standesunterschiede nicht übersehen werden; sie bestanden nach wie vor. Auf der einen Seite die hochangesehene Familie Schiedermayr mit drei akademisch gra duierten Doktoren und auf der anderen der kleine Landlehrer Weißgärber, dessen Vater als Invalide (damals respektlos „Krüppel" genannt) in Ottensheim seinen Dienst als Amtsdiener versah. Ebenso distanziert war das Verhältnis Bruckners zu dem Domherrn Johann Baptist Schiedermayr, das vorwiegend dienstlich zu sehen ist, da Bruckner als Domund Stadtpfarrkirchenorganist Schiedermayr, dem Stadtpfarradministrator, unter stellt war. Dieses Verhältnis war anfangs nicht ungetrübt, was schon aus der Tat sache ersichtlich wird, daß Schiedermayr sich zuerst geweigert hatte, einer Beschei nigung der geistlichen Vogtei für die Bezüge des Domorganisten zuzustimmen. Bruckner ist in der vorliegenden Untersuchung lediglich als „Gerüchtefigur" und nicht als Beteiligter gesehen. Zu Josef Schiedermayr zurückgekehrt, ist nur noch zu berichten, daß er am 8. Dezember 1874, wenige Wochen nach der Hochzeit seiner Tochter, die in Linz stattfand, in der „Irrenanstalt" verstorben ist. Vier Jahre danach folgte ihm sein Bruder Johann (1878) und 21 Jahre später Karl (1895) in den Tod. Mutter Barbara und die Schwestern Barbara, Rosa und Maria waren schon vorher verstorben. Erst lange nach den dramatischen Ereignissen um Karolina Barghesi - verstorben 1893 in Chur/Schweiz-, Josef Schiedermayrund deren Tochter, Bertha, wurden Gerüchte^^® um die Vaterschaft Bruckners ausgestreut. Was diese Gerüchte für einen Zweck haben sollten, wurde vermutungsweise von einem Ottensheimer Bürger dem Verfasser gegenüber im Dezember 1988 in Ottensheim angedeutet: Der Abstammungsnachweis sollte Tantiemen an den Wer ken Bruckners den „Erben" übertragen. Da der Nachweis nicht gelungen ist, ist dieser Punkt der Absicht hinfällig. Warum also noch in den späten achtziger Jahren unserer Zeit nutzlose Bestrebungen? Aber Bruckner hatte in seinem Leben viel überstanden, wird er auch posthume Angriffe überstehen. Goethe sagte einmal, als man Schiller^^' schmähte: „Ihr seid viel zu armselig und irdisch für ihn." Mir fällt kein besserer Schluß
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