OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

nicht bekannt ist, stellt sich die Frage, ob die Geburt der Tochter in Wien nicht außer ehelich oder im Zustand der Ehescheidung vorkam und die Witwenschaft erst später eintrat. Jedenfalls ist bislang von Karolina Barghesi weder Geburtsmatrik (geborene Altmann), noch Ehe- und Sterbematrik (Tod des Gatten) bekanntgeworden;" eben sowenig konnten eventuelle BCinder aus der Ehe Barghesi - Altmann eruiert werden und auch nicht, wie lange diese Ehe dauerte; denn Karolina Barghesi war bei der Geburt der Tochter Bertha in Wien erst 27 Jahre alt, und das „Heiratsalter" der Mäd chen war das vollendete 24. Lebensjahr,^^ außer es gab eine besondere Bewilligung zur Ehe einer „Minderjährigen", wie in österreichischen Verhältnissen üblich; in der Schweiz dürften ähnliche geherrscht haben. Ein Aspekt, der bei Renate Bronnen (a.a.O.) nicht berücksichtigt wurde, scheint geklärt zu sein: der Verbleib des Kindes Bertha von der Geburt (1855) bis zur Übernahme der Vormundschaft (1866) durch Karl Schiedermayr. Das Kind war diese Zeit mit größter Sicherheit bei der Mutter in Wien. Karolina Barghesi war nicht - wie Bronnen angibt - in die Schweiz verschwunden, sondern ist noch 1880 in Wien nachweisbar.^^ Ein 1864 ausgestellter Paß^® - Frau Barghesi galt als „Ausländer"(in)^' - dürfte die Reise zur Übergabe der Tochter an das Ehepaar Schiedermayr markieren und eine 1882 ausgehändigte Geburtsurkunde der Bertha®° die Rückreise in die Schweiz, wo sie 65jährig in Chur verstarb.®^ Bronnen (a.a.O.) bezeichnete sie als „Lebensgefährtin von Josef Schiedermayr". 3.3 Die Familie Weißgärher Ebensowenig wie die Familie Schiedermayr, hatte die Familie Weißgärher ihren ürsprung in Oberösterreich, war also auch nicht „alteingesessen". Der Familiengrün der im oberösterreichischen Raum war Joseph WeißgärheW (1812 oder 1813-1891), ein Häuslerssohn aus Grafendorf bei Znaim in Mähren, der als „Patental-Invalide"®^ nach Linz kam. Er wurde als Amtsdienergehilfe angestellt und hatte 1845 mit Elisaheth Herhst, einer Wirtstochter aus Aschach a. d. Donau, einen Sohn - Alois -, der durch die Hei rat 1847 legitimiert®^ worden war. Noch 1848 ist Joseph Weißgärber in dieser Posi tion zu finden. Er dürfte in den späten vierziger oder frühen fünfziger Jahren®® nach Ottensheim gekommen sein, wo er im „Steueramt II. Klasse" den Amtsdienerposten versah und bis zu seiner Pensionierung (Ende 1878)®® innehatte. Ob das Ehepaar Weißgärber - Herbst noch andere Kinder als den Sohn Alois hatte, war bis dato nicht feststellbar. Nach dem Tode von Joseph Weißgärber (1891)®^ zog die Witwe Elisabeth (1819-1899) zu ihrem Sohn Alois im Markt®® Ottensheim. Alois Weißgärher (1845-1914)®'' wurde Lehrer und kam nach seiner Ausbil dung, bei der die Musik eine große Bedeutung hatte, 1863 (?) nach Kirchdorf, wo er bereits 1864 die Nachfolge Dr. Karl Schiedermayrs als Chormeister der Liedertafel antrat.'" Sogleich nach der Gründung des oberösterreichischen Lehrervereins (1866)'^ wurde er Schriftführer des Zweigvereins Kirchdorf, blieb aber bis zum Jahre 1872 ünterlehrer in Kirchdorf. Die zwei folgenden Jahre verbrachte Alois Weißgär-

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