OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

lehnte stets mit der Begründung ab, es wäre doch seine Geschichte... Eines Abends im November [1984] las ich sein Buch [,Der andere Tierkreis'] zu Ende und war sehr beeindruckt... In dieser Stimmung dachte ich auch an die Geschichte um Anton Bruckner und nahm mir fest vor, sie aufzuzeichnen..." Der Kommentar zu diesen Angaben und die Klärung einiger Mißverständ nisse und Ungenauigkeiten erfolgt im Nachwort. 3. Die Personen Es mag von einigem Interesse sein, die in den vorstehenden Zitaten erwähn ten Personen eingehender zu beleuchten und die „Angaben" chronologisch zu ergän zen; denn nicht so sehr die „Familien" - Schiedermayr und Weißgärber - als geschlossene Einheit traten im „Fall Schiedermayr" in Erscheinung, als vielmehr ein zelne mehr oder weniger involvierte Familienmitglieder, stärker oder geringer betei ligt, oder einfach durch ihr Da-sein. Die Familien Schiedermayr und Weißgärber sind getrennt zu betrachten, da die letztere erst durch Einheirat in erstere an Bedeutung gewann. Zwischen den bei den Familien steht einigermaßen isoliert Karolina Barghesi; sie dürfte auch nach der Geburt ihres Kindes unbekannte und ausgeklammerte Randfigur geblieben sein. Anton Bruckner kann in dieser „Familien-Saga" als Außenseiter gelten und wird in den Problemkreis nur einbezogen, weil er für manche Familienmitglieder und deren Nachkommen Ursache von Unklarheiten und Irrtümern ist, und verdient, entlastet zu werden. Von „alteingesessenen oberösterreichischen" Familien Schiedermayr - Weißgärber - wie Elisabeth Maier anführte - kann keine Rede sein, denn beider Ahnen waren nicht im „Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns" (wie Oberöster reich noch vor rund 180 Jahren hieß) beheimatet, sondern in Bayern und in Mähren. Und die Hauptbeteiligte an dem „Fall", Karolina Barghesi, kam aus der Schweiz. Lediglich Anton Bruckner ist zumindest als bodenständig, wenn auch nicht „alteinge sessen" zu bezeichnen, da erst sein Großvater sich (nach dem erlernten Beruf eines Binders) als Lehrer in Oberösterreich niederließ und seine Vorfahren ihr Bauerngut im niederösterreichischen Pyhra^' bei Oed-Amstetten hatten. 3.1 Die Familie Schiedermayr Für den oberösterreichischen Raum war der Familiengründer, der aus dem bayerischen Pfaffenmünster (bei Straubing) stammende Schullehrerssohn Johann Baptist SchiedermayH" (1779-1840) insofern bedeutsam, als er mit seiner Ehefrau Barbara EggerstorfeH^ (1783-1858) aus Schärding acht Kinder in die Welt setzte. Als besondere Tragik seines Lebens ist anzumerken, daß von den fünf Söhnen (und drei Töchtern) lediglich ein EnkeP^ seinen Namen weitergab, da ein anderer,^^ ebenso wie sein zweiter Sohn,^^ im Kindesalter gestorben war. Johann Baptist Schiedermayr^® strebte ursprünglich den geistlichen Beruf an, geriet aber während seiner Studien in die Wirren der Klösteraufhebungen in Bayern

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