OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Anton Bruckner hatte eine Tochter...', so erzählten es die Geschwister Weii3gärber, je nach Temperament und Laune, hinter vorgehaltener Hand oder frei heraus. Man sprach^^ in der Familie viel von der verehrten, musikalisch hochbegab ten Mutter: der Tochter Anton Bruckners. Die berühmte Familie Schiedermai/r, der Bruck ner ... tief verbunden war, hatte sie großgezogen.^^ Noch mehr war die Rede von der Großmutter, einer Schweizerin aus Chur, um die sich irgendwelche Geheimnisse woben - nicht nur das ihrer Verhindung^^ zu Bruckner... Ich hörte bald^' und in den folgenden Jahren immer häufiger und genauer von dieser durchwegs hochmusikalischen Weißgärher-Familie [in Ottensheim, d. Verf.] die Geschichte ihres Ahnherrn Anton Bruckner und von der bedeutenden Rolle, die die Familie Schiedermayer darin gespielt hatte. Die Frau, über die niemand genau Bescheid wissen wollte oder konnte, war die Großmutter der fünf Geschwister Weißgärber, Karoline Barghesi (Bargezzi), geborene Altmann. Sie soll Sängerin gewesen sein, aber als reiche Kaufmannswitwe kam sie aus der Schweiz und lebte einige Jahre in Linz^° und Wienzusammen mit dem Advokaten Dr. Josef Schiedermayr, einem Bruder des Dompropsts Johann Schiedermayr, des gro ßen Gönners Anton Bruckners, und des Dr. Karl Schiedermayr, eines Bezirksarztes in Kirchdorf an der Krems. Am 7. August 1855 gebar Karoline Barghesi in Wien eine außereheliche^'^ Tochter Bertha. Im Taufbuch der Pfarre Maria Treu in der Josefstadt in Wien hat sich ,Dr. Josef Schiedermayr, Doktor der Rechte in Linz', als Vater des Kindes eintragen lassen.^^ In der Ahnentafel steht die Eintragung ,Vater nicht getraut, legitimierte^^ die voreheliche, uneheliche Tochter'. So wie sie aufgetaucht war, die Karoline Barghesi, verschwand^^ sie auch wie der in die Schweiz. Warum sie ihre Tochter Berta nicht mitgenommen hatte, sondern in der Obhut des kinderlosen Ehepaares Dr. Karl Schiedermayr zurückließ, wußte nie mand zu sagen. Im Mai 1866 übertrug das K K. Bezirksgericht^® Kirchdorf über Ansucherf^ die Vormundschaft der Bertha Barghesi an den Medizinalrat Dr. Karl Schiedermayr. Von Dr. Josef Schiedermayr, dem Freund der Karoline Barghesi, weiß man nur, daß er in Niedernhart bei Linz, einer Nervenheilanstalt, verstorben ist. Man hat Still schweigen^^ über ihn gebreitet, denn in der damaligen Zeit war es eine Schande, gei steskrank zu sein..." (S. 29f.) Mit diesem Kernstück - Schiedermayr - Barghesi - Bruckner - der Ausfüh rungen von Renate Bronnen seien die Angaben abgeschlossen; ein letzter Hinweis sei noch angeführt, der auch den Sohn von Rosa Weißgärber, verehelichte Kleinschmidt,^® Karl, ins Gespräch bringt (a.a.O., S. 49). „... Karl Kleinschmidt und ich hatten bei unseren sporadischen Begegnungen in Reichenstein immer wieder von der Abstammung der Weißgärbers von Anton Bruck ner gesprochen. Wiederholt hatte Kleinschmidt versucht, mich zur Aufzeichnung seiner Familien-Geschichte zu bewegen. Ich sei doch stets über die Möglichkeit einer direkten Verwandtschaftslinie zu Anton Bruckner so fasziniert gewesen, daß ich alle Fami lien-Mitglieder immer wieder nach ihrem Wissen darüber ausgefragt habe. Ich

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