OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Kerbe schlägt, ohne überprüft worden zu sein. Die Einführung von Dr. Elisabeth Maier im letzten „Brucknerjahrbuch" des „Anton-Bruckner-Institutes Linz" sei vor angestellt: „In der alteingesessenen oberösterreichischen Familie Schiedermayr-Weißgärber werden von Generation zu Generation Erinnerungen an Anton Bruckner wei tergegeben, in deren Mittelpunkt immer wieder der Name Berta Barghesi (oder Bargezzi), adoptiertet^ Schiedermayr, auftaucht. Dieses Mädchen, das im Hause des kinderlosen Medizinalrats Dr. Karl Schiedermayr aufwuchs, genoß eine gediegene musikalische Ausbildung und musizierte vierhändig mit Bruckner. Später heiratete Berta den Ottensheimer Oberlehrer Alois Weißgärber und hatte mit ihm fünf Kinder, die ihrerseits allesamt musisch sehr begabt waren (so finden sich darunter zwei Gesängspädagoginnen und ein Philharmoniker). Über die Abstammung Berta Barghesis gibt es unter den jetzt lebenden Mit gliedern der Familie allerdings verschiedene Ansichten: Vertritt Beatrix WeißgärberFröhlich die Meinung, bei Berta Barghesi habe es sich um die Tochter der Karoline Barghesi mit dem Notar Dr. Josef Schiedermayr gehandelt, so ist Renate Bronnen der Ansicht, Berta Barghesi sei eine Tochter Anton Bruckners. Wir sind der Ansicht, daß im Zuge objektiver wissenschaftlicher Arbeit beide Meinungen in der Öffentlichkeit zu Wort kommen sollten, und bringen nachstehend beide Aufsätze in unveränderter Form. Die Redaktion" Der Kurzaufsatz von Beatrix Weißgärber-Fröhlich „Vorfahren meines Vaters" - geschrieben 1934 (!) - ist eine reine Familiengeschichte (wie jener von Renate Bronnen) und dürfte auf den Aufzeichnungen des ehemaligen Dom- und Stadtpfarrorganisten Johann Baptist Schiedermayr (1779-1840) beruhen.^^ Den gesamten Text hier anzuführen, gestattet der zur Verfügung stehende Raum nicht, doch sei ein bemerkenswerter Nachsatz aus einem zusätzlichen Schreiben an das Anton-Bruckner-Institut Linz (von wann?) zitiert (S. 26): „Ich besitze keine Dokumente, aber dennoch glaube ich an die Version, daß der Notar (Bruder des Domherrn) der Vater der Berta Barghesi - spätere Weißgärber - war. Die Mutter war nämlich keine Sängerin, sondern Kindermädchen" im Hause des Notars." Sie stammte aus der italienischen oder französischen Schweiz." Ich glaube, daß der Briefwechsel Domherr - Bruckner (ich besitze solche Briefe) familiä rer gewesen wäre, wenn der Domherr von Bruckners Vaterschaft gewußt hätte. Der Domherr ließ ja Berta außerordentlich gut ausbilden und das tat er sicher nur für sei nen Bruder. Aber wie gesagt: Das sind auch nur Vermutungen." Die Schreiberin dieses Briefes war ehrlich genug, die „Vermutungen" zuzu geben; daß auch sie zum Teil irrte, soll weiter unten gezeigt werden. Renate Bronnen, (Ost-)Berlin, leitet ihren Aufsatz „Die Weißgärber-Geschwister. Ein Kapitel aus dem Leben Anton Bruckners?" mit einem Bruckner-Brief vom 19. Juni 1869 aus Wien an Domdechant Johann Baptist Schiedermayr ein, sie erwähnt nacheinander alle Weißgärber-Geschwister (Kinder von Berta Barghesi und Alois Weißgärber) und kommt gleich zu Beginn (S. 29) auf die „Bruckner-Tochter" zu sprechen:

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