OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

liehe noch mündliche Äußerungen überliefert. Unglücklich formulierte spätere Matrikeneintragungen in den Pfarrämtern Kirchdorf/Krems und Ottensheim bei den Geburten der Kinder der Tochter verursachten vermutlich Unklarheiten über die Vaterschaft, obwohl die Eintragung in der Wiener Geburtsmatrik den Vater der Tochter von Karolina Barghesi eindeutig ausweist. Aber diese Eintragung wurde von Frau Bronnen bei ihren „Recherchen" nicht beachtet, was beweist, daß sie sich auf die Ottensheimer und Kirchdorfer Geburtsmatriken beschränkte und auf eventuell im Familienbesitz befindliche Matrikenauszüge zurückgriff. Über Anton Bruckners „Beteiligung" existiert keinerlei Dokument; er war lediglich mit dem Kindesvater gut bekannt oder auch befreundet (?), jedenfalls fast gleichaltrig, hatte aber mit der „Sache" nichts zu tun. 2. Die Angaben Von Zeit zu Zeit scheint es Mode zu sein, Anton Bruckner ein uneheliches Kind zu unterschieben, ohne daß die Betreiber Absicht und Zweck deklarieren oder biografische Gegebenheiten berücksichtigen. Wer getroffen werden soll und welche Ideologie dahintersteckt, läßt sich nur ahnen. Über die vorgespiegelten „intimen" Bezugspersonen Bruckners herrscht allerdings Unklarheit. Schon vor mehr als 20 Jahren führte der damalige Linzer Kulturredakteur Josef LaßF in seinem 1965 erschienenen „Kleinen Brucknerbuch" unter dem Kapitel „Anton Bruckner und die Frauen"® (S. 64 f.) aus: „Anton Bruckner hat bei den Frauen und in der Liebe kein Glück gehabt... von der Linzer Zeit [1856-1868, d. Verf.], in der es nicht an Unterhaltungen, Tanz abenden, gutem Essen und Trinken mangelte, wird behauptet, daß Gerüchte umge gangen seien, die wissen wollten, Anton Bruckner hätte mit einer Ottensheimer' Kell nerin ein illegitimes Verhältnis gehabt, das nicht ohne Folgen geblieben wäre, doch eine geschickt arrangierte Heirat mit einem abgefertigten Gatten hätte die sündige Voreiligkeit vertuscht und aus der gesellschaftlich entsetzten Welt geschafft. Die Wahrheit an den Gerüchten wurde nie offenbar, weil man der Sache nicht näher nachforschen konnte... Wäre es zuerst ein Skandal geworden, so hätte nachher die ses unschickliche Ereignis - bei einem lebensfrohen und gutgenährten Dreißiger von ländlichen Sitten und Gewohnheiten zwar verständlich, aber für damalige Verhält nisse nicht entschuldbar - kaum in das fromme Bild des,Musikanten Gottes' gepaßt. Indes, der angebliche Leichtsinn der Jugend ist nicht nachzuweisen..." In dem unveränderten Nachdruck (Das kleine Brucknerbuch, Hamburg; Rowohlt 1980) wurden die o. c. Passagen unkritisch übernommen. Josef Laßl hatte zwar später von existierenden Dokumenten gesprochen, die seine Angaben bestäti gen könnten, die aber aus Pietätsgründen noch lebenden Personen gegenüber nicht zu veröffentlichen seien; bis dato tauchte keines auf, das die Gerüchte bestätigen oder entkräften konnte. Umso unverständlicher ist der Abdruck zweier Aufsätze im Organ eines als Forschungsstelle sich deklarierenden Instituts,^' von denen der eine in die gleiche

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