und fordert ein zweites „Frankenburger Würfelspiel". Doch fierbersdorf - von Gewissensqualen erfaßt - lehnt ab. Im nächsten Bild kommt es zur ersten Schlacht bei Beuerbach. Der vierte Aufzug beginnt mit einer Szene im Stift Kremsmünster. Nach dem Beschluß, Linz zu belagern, nimmt Fadinger die Kaiserzimmer des Stiftes - dem Abt zum Trotz und gegen dessen Protest - für sich in Anspruch: Fadinger: Wer will, Herr Ahl, hier vom Erkühnen sprechen. Das ist die Wohnung, welche mir gebührt! Daraufhin stürmt ein Mönch namens Huckbald dem Bauernobristen begei stert nach mit den Worten: Ja, ja. Du bist es, der da kommen mußte! Weh, weh der Zeit, daß sie dich jetzt geboren. Denn dein Jahrhundert bringt die Zukunft erst.^'^ Diese Stelle ist aus zweierlei Gründen interessant: Zum ersten scheint Grohmann hier auf Edward Samhabers Drama „Mönch Hucbald" (1884)^' anzuspielen. Zum anderen weist diese Fassage auf Grohmanns Gegenwart hin, die er als „zweite Reformation" betrachtet.®^ Die nächste Szene zeigt die Versammlung der Landstände im Linzer Land haus. Die Vertreter der weltlichen Stände, die anfangs noch für eine friedliche Bei legung des Konflikts plädierten, ändern schließlich aufgrund der Unnachgiebigkeif Herbersdorfs ihren Standpunkf und treten auf die Seite der Bauern. Interessant ist hier eine Stelle, wo Gundakar von Starhemberg höhnisch dem Grafen von Losen stein antwortet: Gundakar: Ihr tatet recht, Herr Graf von Losenstein, Daß Ihr dem alten Glauben abgeschworen. Glaubt römisch, denn nur Männer glauben deutsch!^'' Grohmann leitet hier von der religiösen Ebene auf eine politische, eminent nationalistische Ebene über. Er spricht hier sicherlich den deutschen Kulturkampf Bismarcks an. Im Vorwort schreibt er hierzu: In diesem Sinne habe ich auch die Ständever sammlung so idealisiert, wie ich sie brauchte, um ein Bild des heutigen religiös-politischen Lebens zu geben ...Die zweite Reformation ist herrlich und weit ausgreifend wie die erste ins Leben getreten, ihr habe ich mein Werk gewidmet und der Zukunft, die sie uns bringt.^^ Der fünfte Aufzug behandelt schließlich die Belagerung von Linz. Am Tage vor dem Angriff trifft Fadinger bei einem Kontrollritt die alte Waldfrau wieder, die ihn warnt - doch da blitzen hinter der Stadtmauer zwei Schüsse auf, und Fadinger stürzt getroffen vom Pferd. Ebenda, S. 144. Ebenda, S. 145. " Edward Samhaber besuchte das Gymnasium in Kremsmünster und lernte dort einen Mönch namens Hucbald kennen, den er dann später zur Titelfigur eines Dramas machte. Alfred Grohmann, „Stöffel Fadinger", zweite Seite des unpaginierten Vorwortes. Ebenda, S. 175. Ebenda, zweite Seite des unpaginierten Vorwortes.
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