OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Was können solche Leute wollen? Was Anderes, als das Gut von Jenen, die Etwas ihr Eigen nennen, der Kirche und des Adels nicht allein, das könnte uns ja schließlich gleichgiltig sein, nein, auch das unsere. D'rum schaue ich auf solche Freunde und Bundesgenos sen mit scheelen Augen.*^ Madlseder fürchtet, ,.. was ja im Grunde ihrer Seele schlummert, das Verlangen nach Theilung aller Güter oder nach Gütergemeinschaft, was für uns schließlich auf Eins herauskäme! Er hegt daher gegen den Studenten den Verdacht, er könnte die armen Mas sen gegen die Bauern und die Stände aufwiegeln: Wer bürgt uns, daß nicht eines Tages er das richtige zündende Wort erfinde, das Alle mit reißt, denen er aus der Seele spricht, und daß er dann eine Secte bilde nicht nur gegen die Katholischen, sondern auch gegen uns, gegen alle Besitzenden!^^ Madlseder forciert daher die Wahl des Achaz Wiellinger, eines Mitgliedes des oberösterreichischen Ritterstandes, zum Bauernobristen. Wiellinger wäre auch aus dem Grunde als Bauernführer für Madlseder sehr wünschenswert, da er diesen leicht gängeln und manipulieren könnte. Doch die Bauernknechte und Eisenarbeiter fordern einen der ihren, einen aus den armen Leuten'*'^ als Anführer. Von nun an beginnt sich das Lager der Aufständischen zu spalten: in die Gruppe der Adeligen, der rei chen Bürger und grundbesitzenden Bauern auf der einen Seite und in die Gruppe der ffandwerksgesellen, der Bauernknechte und Arbeiter auf der anderen Seite. Erstere, für die der Aufstand ein Kampf um den Glauben ist, wird von Madlseder gelenkt; letztere, für die der Aufstand einen Kampf um die bloße Lebenserhaltung bedeutet, wird von Casparus unterstützt. Casparus versteht es, im Laufe der Zeit durch Agita tion die Mehrheit der Aufständischen auf seine Seite zu ziehen, indem er Madlseder als „bürgerlichen Kapitalisten" anprangert: Casparus: Du kennst den Madlseder, der alle Fäden in den Händen hält. Ihn treibt allein der bürgerliche Ehrgeiz, das arme Volk der Knechte und Gesellen aber, das macht ihm wenig Kummer Der niedere Mann ist seine letzte Sorge. —Mitglied der Eisengesell schaft und Freund des kleinen Mannes kann gleichzeitig wohl Keiner sein! Woher stammt denn der Reichtum dieser Herren 1 Wo anders her als aus dem Schweiß der Eisenarbeiter. Und sind die Herren Bauern etwa besser, drücken sie nicht ihre Knechte und finden sie das nicht gut und recht?^^ Casparus avanciert zum Führer eines Lagers vor Gmunden und nach der Gefangennahme Madlseders durch die Soldaten des Grafen BFerbersdorf zum de facto einzigen Befehlshaber des Bauernheeres. Doch durch das getrennte Vorgehen der Bauernheere waren diese zum Scheitern verurteilt und wurden schließlich auf gerieben. Casparus gelingt es gerade noch, seine Geliebte, Katharina, aus der Stadt Ebenda, S. 63. Ebenda, S. 64. Ebenda, S. 65. Ebenda, S. 73. Ebenda, S. 78 f.

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