OÖ. Heimatblätter 1989, 43. Jahrgang, Heft 3

Carl Schalk: „Der Student" Trauerspiel in fünf Atifzügen und einem Vorspiel aus der Zeit des oberösterreichischen Bauernkrieges 1626 (1894) Biographisches zum Autor Carl Schalk, 1851 in Mödling geboren, war Kustos der Bibliothek der Stadt Wiea Er betätigte sich als Wirtschaftshistoriker und hat auf diesem Gebiet viele Arbeiten geliefert. Er verstarb im Jahre 1922. „Der Student": Allgemeine Vorbemerkung Schalks Drama ist der Versuch, die Thematik des oberösterreichischen Bauernkrieges zu einem sozialistischen Tendenzdrama auszugestalten, fiierin besteht seine Einzigartigkeit, zumal der oberösterreichische Bauernkrieg sonst kein einziges Mal aus dieser Sicht behandelt wurde. Die Rezeption der Bauernkriege aus sozialistischer Perspektive beschränkt sich hauptsächlich auf die deutschen Bauern aufstände von 1525/26, deren Exponenten Florian Geyer, Götz von Berlichingen und Thomas Münzer waren. Die bekanntesten Werke sind hier sicherlich Ferdinand Lassalles „Franz von Sickingen" (1857), Friedrich Wolfs „Der Arme Konrad" (1924) und „Thomas Münzer. Der Mann mit der Regenbogenfahne" (1953) vom selben Autor. Der oberösterreichische Bauernkrieg wurde jedoch zumeist von Vertretern anderer Weltanschauungen rezipiert, nicht zuletzt aus dem Grunde, daß in Ober österreich eine sozialistische Tradition im literarischen Sinne kaum entwickelt war. Zum Inhalt des Dramas Im Vorspiel werden zwei der Hauptpersonen des Dramas, der Student Casparus und Katharina, vorgestellt. Casparus ist der Sohn eines reichen Kauf mannes und hat in Leipzig Theologie studiert; er ist vom Geiste des Evangeliums erfüllt und voll Drang, den Leidenden zu helfen und die Welt zu verbessern. In einem Gespräch mit Katharina sagt Casparus: ... Und herrlich ist fürwahr die Welt nicht eingerichtet. Die Einen prassen im Ueherßuß, indeß die Andern darben, und Noth und Elend treiben Viele zu Verbrechen. Die A4ächtigen wollen wohl die Schuld davon dem Eiergott in die Schuhe schieben; was aber schlecht hier ist auf dieser Erde, ist allein der Menschen eigene Schuld, der Reichen und der Mäch tigen, die herrschen und die Weltgeschichte lenken; in diesen sitzt der Teufel. So lebt' ich denn recht mißvergnügt im Kreise weniger Genossen, wie wir von einem unbestimmten Geist, dem des Evangeliums erfüllt, voll Drang den Eeidenden zu helfen und die Welt zu bessern doch nicht Mittel und Wege wußten, zu handeln und uns zu bethätigen.^^ Carl Schalk, „Der Student". Trauerspiel in fünf Aufzügen und einem Vorspiel aus der Zeit des oberöster reichischen Bauernkrieges 1626. Wien 1894, S. 21.

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