mals hingewiesen wurde, erschien nun dieses Desideratum eines „Deutschen Dichterlexikons", und zwar als erweiterter Auszug aus dem vom Verfas ser 1988 in dritter Auflage herausgegebenen „Lexi kon der Weltliteratur", Band I: Autoren, vermehrt um rund 50 weitere Artikel. Insgesamt sind es na hezu 3.000 Stichwörter, beginnend mit Johannes Aal bis Rainer Zwing. Anonyme Werke (z. B. „Ni belungenlied") sind unter ihrem Titel aufgeführt. Nur am Rande sei erwähnt, daß der Verfasser seit 1973 als Professor für deutsche Literaturwissen schaften in Sydney/Australien lebt. Über jeden Autor gibt es eine stichwortartige Biografie, eine kurze Würdigung seiner Werke, ein Verzeichnis seiner Hauptwerke in chronologi scher Folge und Gattungsbezeichnung sowie eine Zusammenstellung der wichtigsten Sekundärlite ratur inklusive einiger nicht veröffentlichter Dis sertationen. Was die Auswahl der behandelten Dichter und Schriftsteller betrifft, ist man überrascht, über so manche Namen, etwa wenn man in einem „Dichterlexikon" den Stille-Nacht-Autor Josef Mohr oder den doch wohl eher als Schauspieler bekannten Fritz Eckhart vorfindet, nicht aber z. B. Felix Mitterer. Erfreulich, daß auch die bedeutend sten Mundartdichter (z.B. Kloepfer, Lindemayr, Stelzhamer) genauso ausführlich geschildert wer den. Manche Formulierungen wirken etwas zu pla kativ, etwa wenn es bei Erich Fried heißt „Übergang zu kritischer Weltsicht". Fast selbstverständlich, daß bei einer derartigen Materialfülle auch kleine Fehler und Mängel vorkommen: z.B. sind „Die Antlitzgedichte" von Heinrich Suso Waldeck be reits 1927 erschienen, die erwähnte Jahreszahl 1929 bezieht sich auf die zweite Auflage; bei Adal bert Stifter vermißt man in der Sekundärliteratur die „Vierteljahresschrift des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich". Bei Richard Bil linger unter „L." (= Sekundärliteratur) nur die Dis sertation von Heinz Gerstinger anzuführen, ist denn doch etwas zu mager, zumindest Wilhelm Bortenschlagers Monografie, 1981 erschienen, ge hörte hier noch erwähnt. Für eine kurze Erstinformation über einen Dichter oder Schriftsteller im deutschen Sprach raum - von Dietmar von Aist bis Gertrud Fussenegger oder Brigitte Schwaiger, um in Oberöster reich zu bleiben - bietet sich das Nachschlagewerk trotz mancher Mängel als wertvolle Hilfe an. Dietmar Assmann Peter Schneider: . ein einzig Volk von Brüdern". Recht und Staat in der Literatur. Frankfurt am Main: Athenäum-Verlag 1987. 390 Seiten. DM 48,-. ISBN 3-610-08453-7 „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern... Wir wollen frei sein, wie die Väter waren..." Das ist der Rütlischwur in Schillers „Wilhelm Teil", der „unter Feymanns Hut"(OÖN, 25.3.1989) „in der Fapon der Gegenwart mit dem Landvogt Geßler im Lodenfreizeitlook auf einem Jeep und Sepp Bierbichler als Teil in der Manier eines Dodels vom bayrischen Lande" (Hans Haider in der „Presse") derzeit im Burgtheater gegeben wird. Der Schweizer Peter Schneider, Jahrgang 1920, Staats rechtler an der Universität Mainz, exzellenter Ken ner auch der „schönen" Literatur, thematisiert den „Teil" als Bürgerstaat; natürlich schiebt sich der Widerstandsgedanke in den Vordergrund, der den Männern des 20. Juli 1944 Legitimation für ihr Handeln war, in den heutigen Demokratien aber, in denen der Machtwechsel zum System gehört, absolut nichts verloren hat. Das Tell-Kapitel ge hört in den ersten Teil des Buches, zu den histori schen Perspektiven, in denen dargestellt sind: „Das unheilige Reich des Reineke Fuchs", Calderons „Richter von Zalamea" und als Beispiel für die Restauration des patriarchalischen Staates „die traurige Geschichte der Agnes Bernauer" von Heb bel. Würde Schülern in den Gymnasien Goethes „Reineke Fuchs" aus der Sicht Peter Schneiders vorgestellt, gäbe es keine Klage mehr über die „fa den" Klassiker. Der zweite Teil, die zeitgenössischen Perspek tiven, beginnt mit Peter Schneiders Auslegung der beklemmenden, nur zehn Seiten langen Erzählung „Das Urteil" von Franz Kafka, nachzulesen im Band „Erzählungen" in der siebenbändigen Fi scher-Taschenbuchausgabe. Der „Gerechtigkeit im Kriminalroman" geht Schneider - man staunt - an Filmhelden wie Jerry Cotton und James Bond nach. Unter die Anfangszeilen von Schillers „Hoff nung" lassen sich die „Utopien der Hoffnung" stel len: „Es reden und träumen die Menschen viel Von besseren künftigen Tagen." Der maskulinen Utopie der Herrschaft, wie sie sich in den Schriften Ernst Jüngers ausweist, insbe sondere in „Heliopolis" und im „Weltstaat", stellt Peter Schneider anhand des Werkes der Anna Se ghers die marxistisch-genossenschaftliche Utopie gegenüber. Aus dem gutgemeinten Bestreben, das
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