von Haus zu Haus ziehenden Scherenschleifern, Rastelbindern, Kohlenmännern, Stickereien und Häkelarbeiten anbietenden slowakischen Bäuerin nen und tschechischen Dienstmädchen, die von der gutsituierten deutschsprachigen Bevölkerung Böhmens nie als ihresgleichen anerkannt wurden. Durch das ganze Buch zieht sich das Grund motiv der offenen Grenze. Nicht daß man einfach dem „Fallen" der Grenze zur Tschechoslowakei hin das Wort redet - was derzeit schon angesichts der Konfliktbereiche Temelin und Menschen rechtssituation illusorisch wäre -, aber es wird für eine weitgehende Lockerung, für Übergänge, Grenzstationen und rege Grenzüberschreitungen von drüben herüber und von hier nach drüben plä diert (Brigitte Menne, S. 27). Ein erster Schritt dabei könnte die Erkenntnis sein, daß es sich beim „Eiser nen Vorhang" nicht bloß um eine von „denen da drüben" geschaffene politische Realität handelt, sondern auch um „eine geistige und bewußtseins mäßige barriere" unsererseits (Richard Wall, 12). Die in den letzten Jahren für viele Mühlviertler und Linzer zur Gewohnheit gewordenen Einkaufstou ren nach Budweis jedoch sind nicht gerade als Bei trag zur Grenzüberschreitung zu werten, wie eini ge Autoren kritisch anmerken, mitunter in drasti schen Wendungen; „Es muß wohl für uns Österrei cher ein erhebendes Gefühl sein, aus der finanziel len Durchschnittlichkeit im eigenen Land, in einem anderen Land ,die Könige' zu sein" (Marianne Ldimann, S. 103). Schon eher gilt das von den von einer Leopoldschlager Bauernfamilie gewünschten un mittelbaren Nachbarschaftskontakten, verbunden mit unbefangenem Kennenlernen der böhmischen Lebensart, Sprache, Kultur und Landschaft. Schließlich gibt es ja doch auch genügend Erinnerungen an gelungene Verbindungen zwi schen Südböhmen und dem Mühlviertel. Vom bis zum Ende der Ersten Republik problemlos funktio nierenden „kleinen Grenzverkehr" über das Zoll amt Hammern (Fritz Fellner, S. 71 ff.) mit Warenaus tausch und den Wallfahrten nach Maria Schnee oder Hohenfurth - Walter Pilar nimmt in einem „Projekt über österreichis-cechise Grenzüber schreitungen" literarisch diese Tradition auf (Böhmerlei/Poemerey, S. 29 ff.) - bis zu den unser Land durchziehenden böhmischen Händlern, der Pfer deeisenbahn Linz-Budweis und einem von Ri chard Pils „gegen den (muß es wohl heißen) strich" gelesenen Adalbert Stifter. Von der Intensität die ser Verbindungen zeugt die einer Nummer der „Oö. Heimatblätter" entnommene Zusammen stellung tschechischer Namen in Oberösterreich, welche jedoch auch mit den nach dem Ersten Welt krieg in großer Zahl nach Ober- und Niederöster reich geströmten tschechischen Landarbeitern zu sammenhängen dürften (leider liest man in den Beiträgen des Bandes nichts davon). Hervorzuheben ist die phantasievolle Gestal tung der Publikation, wozu die von der Fotogruppe Neumarkt und aus C. Budejovice beigesteuerten Schwarzweißfotos viel beitragen. Die dem Auto renverzeichnis beigefügten Kontaktadressen für die Förderung der österreichisch-tschechischen Beziehungen sind sicherlich nützlich. Lediglich die häufigeren Druckfehler beeinträchtigen die Lese lust etwas. Noch ein Hinweis: Am stärksten wirken die „Bilder aus Böhmen", wenn das Buch in einem Zug gelesen wird. Franz Eichinger Herbert Popp (Hrsg.): Geographische Exkursionen im östlichen Bayern. (= Passauer Schriften zur Geographie, Heft 4.) Passau: Passavia Universitätsverlag 1987. 188 Seiten mit 103 Abbildungen und 14 Tabellen. DM 24,80. ISBN 3-922016-69-3 Das gut ausgestattete und sehr ansprechend gestaltete Heft in Großformat - als Reisebegleiter daher etwas unpraktisch - wurde anläßlich des Deutschen Geographentages München 1987 her ausgegeben und enthält elf Exkursionsbeiträge zur Landeskunde vom Ostbayern und des anschlie ßenden Oberösterreich. Die einzelnen Beiträge, durchwegs von einschlägigen Fachleuten verfaßt, sind erfreulicherweise so gehalten, daß sie auch für den interessierten Laien leicht lesbar sind und ge radezu eine Anleitung darbieten, die verschiede nen Fahrtrouten und ihre jeweilige Thematik nachzuvollziehen. Dazu dienen auch verschiedene or ganisatorische Hinweise (z.B. Öffnungszeiten von Museen, Kürzungs- und Erweiterungsvorschläge, Möglichkeiten für Betriebsbesichtigungen), wei terführende Literatur und die reiche Ausstattung mit Kartenskizzen, Tabellen, Diagrammen usw. Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich mit folgenden Themen: „Die Innenstadt von Passau. Junge Stadtentwicklungsprozesse in einer alten Stadt", „Mineralische Rohstoffvorkommen des Bayerischen Waldes", „Plansiedlungsformen im südlichen Bayerischen Wald und im Mühlviertel", „Glazialmorphologie und Waldsterben im Natio nalpark Bayerischer Wald", „Stadtexkursion Re gensburg", „Regensburg und seine umgebenden
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2