die ersehnte Sommervakanz, wie man damals zu sagen pflegte. Von München nach Passau fuhr man mit der Bahn. Das Wanderabenteuer - insgesamt wander ten die fünf 14 Tage durch den Bayeri schen und Böhmerwald bis in die Nähe von Cham - begann am 16. Juli mit eben jenem verlockenden Abstecher donauabwärts. Das mit Korrespondenzkarten bebilderte Reisetagebuch Johann Pfisters blieb erhalten, und es läßt uns einen Blick tun in die Anfänge des Fremdenver kehrs in diesem Gebiet: Nachmitiags 3 Uhr ging es zu Schiffe, nachdem die Reisetaschen mit dem Stempel des Revisionsheamten versehen waren. Es ist eine herrliche Strecke auf der Donau bis nach Niederranna, und manches hübsche Bild bot sich unserem Auge. Nun ging die Wanderschaft durch das Rannatal, und wir hatten die erste Gelegenheit, uns an die Reisetaschen zu gewöh nen. Von Ehras Kindern begrüßten uns verein zelte Cyclamen, die hier sonst in großer Zahl blühen. Bald war die Ruine Falkenstein erreicht, die in manchen Partien noch so gut erhalten ist, daß ein Einsiedler sich zu zweien ansiedeln könnte. Von der Anhöhe bietet sich ein schönes Bild auf die durchwanderte Schlucht und das ganze Donauthal. Altenhof hatten wir uns als erstes Nachtquartier ausersehen. Dort feierte man an diesem Tage aber Kirchweih mit einem Markte; da uns die Stimmung der Marktgäste als etwas stark angeheitert vorkam und kein ruhiges Plätzchen zu bekommen war, so wurde das erstemal vom Plane abgegangen und noch eine Stunde nach Hofkirchen marschiert. Wir hatten es nicht zu bereuen, da wir in dem Gast haus der Familie Wagner gut aufgehoben wa ren. Die Wirtin ist eine gute Köchin, versteht noch besser zu plaudern und hat mit anderen Evastöchtern gemein, eine hübsche Schlanke sein zu wollen. Unter ihrem Gürtel wäre aber unsere ganze Reisegesellschaft sicher geborgen Lehrer Johann Baptist Pfister (1843-1973) Morgens 6 Uhr konnten wir die Reise fort setzen, da die Damen pünktlich mit der Toilette fertig waren. Wir erklommen von 600 m aus den höchsten Ort Oberösterreichs, Pfarrkir chen, 817 m gelegen. Nachdem auch dieser Ort bereits seine Korrespondenzkarten hat, versa hen wir uns damit, ehe wir in die schattigen Waldwege eintraten. Nur einige Schulkinder begegneten uns, und wir konnten es ihren Blicken ansehen, daß sie von den großen, hüb schen Schulfräuleins mit den netten Schul taschen überrascht waren. Uber Weberschlag gelangten wir nach Amesöd und Fuchsöd, wo uns ein heftiger Regen überraschte. Ein Teil flüchtete sich in einen Holzschuppen und erhielt „Schmalzler" angeboten, der andere in die Schänke. Ein Gewitter zog sich etwas länger hin. Darum wurde vorerst noch eine Zigarre in Brand gesteckt. Selbst einige Damen empfanden das Bedürfnis, sich von Fräulein Gerti eine Zigarette rollen zu lassen. Zu ihrem großen Leidwesen hat sie bei dieser Gelegenheit das
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