OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

von 1054 verwickelt wurden. Für den europäischen Teil wurde bekanntlich die byzantinische Liturgie maßgebend. Daraus entwickelten sich autokephale Kirchen in Rußland, Serbien, Griechenland, Rumänien und Bulgarien. Griechenland, da nicht zum „Ostblock" gehörend, wird daher ebenfalls nicht behandelt. Davon abgesehen, ist es dem Autor, der nicht nur ein hervorragender Kenner der Materie, son dern auch ein exzellenter Fotograf ist, gelungen, einen äußerst ansprechenden Bildband zu gestal ten, der sowohl im Bild- wie im Textteil zu faszinie ren vermag. Im „Vorwort", das als knappe Einleitung in das Werk auch unbedingt vor der Lektüre dieses Buches zu lesen ist, wird die Trennung von Ostund Westkirche vielleicht doch ein wenig zu stark betont, etwa wenn es heißt, daß es „kaum gemein same Heilige" gibt. Denken wird doch z. B. an die Apostel, die hll. Johannes Bapt., Nikolaus, Kathari na V. A, Georg, Christophorus, Barbara und viele andere Heilige aus der Zeit vor 1054, die sowohl in lateinischen wie byzantinischen Kirchen gleicher maßen anzutreffen sind. Und über all den vielen gemeinsamen Heiligen steht die Muttergottes mit ihren vielen Bildtypen in Ost und West. Das be rühmte Gnadenbild von Vilnius/Wilna in Litauen wird, wie der Autor treffend schildert, sowohl von Katholiken wie auch von Orthodoxen verehrt. Jedem Länderkapitel - Polen, Tschechoslo wakei, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien und Rußland - wird eine informative Einleitung vorangestellt, in der wichtige Stationen der jeweili gen Kirchen- und Kunstgeschichte behandelt wer den. Es folgen, in Bild und Text bestens vorgestellt, wichtige Beispiele der Sakralkunstdes betreffen den Landes. Die Auswahl aus der enormen Mate rialfülle hat sich der Autor keineswegs leichtge macht und ist daher durchaus als ausgewogen zu bezeichnen. Ein Literaturverzeichnis und eine Orientierungskarte beschließen die einzelnen Kapitel. Auf die hervorragende Qualität der Farbwie der Schwarzweißbilder wurde bereits hinge wiesen. Einige Kleinigkeiten könnten bei einer Neu auflage berücksichtigt werden, so z.B. der deut sche Name von Bled, nämlich Veldes; wenn bei Solin die italienische Bezeichnung Salona beige fügt wird, sollte sie auch für Porec (Parenzo),Zadar (Zara) usw. angeführt werden. Für Kruszwica in Polen gibt es die deutsche Form Kruschwitz. Da durchwegs die derzeitige Form in der Landesspra che vorangestelltwird, müßte dies auch für Mos kau, nämlich Moskva, gelten. Die lateinische Schreibweise russischer Namen bietet allgemein Schwierigkeiten. Die Bezeichnung „Laura-Kloster" (in Kiew, Nr. 276-280) ist eine Tautologie, da Laura (oder „Lawra") selbst ein Kloster, allerdings beson derer Art, ist; gemeint ist das berühmte Höhlen kloster in Kiew (Petscherskaja Lawra), das heuer anläßlich der Feiern „1000 Jahre Christentum in Rußland" zum Großteil der Kirche zurückgegeben wurde. Wenn es im Klappentext heißt „Auf diese Wei se wird die Mannigfaltigkeit der Kunstentwick lung der Nationen dieses Raumes sichtbar; in einer Zeit wachsender menschlicher, politischer und kirchlicher Kontakte zwischen dem Westen und dem Osten Europas, kündet das Buch von Reich tum und Eigenart der Kirchenkunst Osteuropas im universellen Zusammenhang christlicher Kultur", wird ein Anliegen des Autors deutlich, nämlich für ein besseres Verständnis der jeweiligen künstleri schen Ausdrucksformen, verbunden mit dem, was dahintersteht, beizutragen. Und das ist dem Autor mit diesem hervorragenden und empfehlenswer ten Buch bestens gelungen. Dietmar Assmann Alfred Stifter: Das Steyrer Kripperl. Spielplan, Texte, Lieder, Bilder. Gestalt und Geschichte des Steyrer Weihnachts-Puppentheaters im Innerberger Stadel. Hrsg. vom Verein Heimatpflege Steyr. Steyr: Verlag W. Ennsthalerl988.121 Seiten mit vielen Farbbildern und Strichzeichnungen sowie Notenbeispielen. Dem Verein Heimatpflege in Steyr ist es zu danken, daß 1913 (mehrmals, so auch im Klappen text, wird allerdings auch 1914 - nach M. Brandl - als Kaufjahr angegeben) dieses Figurentheater ge rettet und jedes Jahr zur Weihnachtszeit, seit 1923 im „Innerberger Stadel", Aufführungen des „Stey rer Kripperls" bewundert werden können. Dem Autor verdanken wir eine gelungene Monogra phie über dieses überregional bedeutende weih nachtliche Puppentheater.Um den Kern der Dar stellung der Geburt Christi mit Hirten- und Drei königsaufzügen ranken sich kleinbürgerliche Alltags- und Festtagsszenen des 19. Jahrhunderts, eine Schöpfung einfacher, kleiner Handwerker, die ihre Arbeitswelt genauso darstellten wie z. B. die Fronleichnamsprozession. Eine neue Zutat ist die Steyrtalbahn, die 1980 in das Programm aufge nommen wurde. 208

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