OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

1837) führte, und zu dem Stifter damals (1835/36) sieben/acht Jahre lang (seit 1828) kein fixes Einkommen außer dem unregelmäßigen Entgelt für seine Haus lehrertätigkeit (20 bis 25 Gulden pro Mo nat) hatte (vgl. S. 109, Anm. 22, und S. 113, Anm. 60, der o. c. Arbeit). Zu bedenken ist noch, daß Stifter auch 1837 zur „vor gehabten" Reise „ins Pinzgau" kein „Reise geld" hatte, um das er „betrogen" worden war (vgl. SW XVII, S. 71). Die im Tagebuch angeführten Fahrt kosten stimmen - wie Bergner bemerk te - mit den offiziellen Fahrtkosten sehr wohl überein, wenn es sich - wie er wähnt - um fünf Personen handelte, nicht aber für eine Person, die, laut Tage buch, angenommen werden mußte. Das Nichterwähnen von Stifters Rei se (falls sie stattgefunden hätte!) in seinen Schriften und Briefen muß verwundern, wenn er andererseits die Triest-Reise 1857 in zwei Briefen (vgl. SW XIX, S. 28, an R V. Fritsch, 28. Juni 1857, und ebenda: S. 36, an G. Heckenast, 20. Juli 1857) bis ins kleinste Detail seitenlang schilderte; das Bergerlebnis der Dachsteinwelt wäre dem geschilderten Meererlebnis in nichts nachgestanden. Ob Stifters Brief vom 20. August 1835 an Fanni Greipl von dieser beant wortet worden war oder nicht und viel leicht irgendwo versteckt in Privatbesitz noch vorhanden ist - wie Bergner be merkte - oder von Amalia nach dem Tode Stifters vernichtet wurde, ist irrele vant, da die augenblickliche Forschungs lage (die letzte Briefe-Edition veranstal tete Josef Buchowiecki, Linz 1965) dazu keinerlei Hinweise gibt. Ein Aspekt soll noch kurz gestreift werden, da er in Bergners Argumenta tion Erwähnung fand: Der Zusammen hang des Reisetagebuches von 1836 - von wem auch immer geschrieben - hat mit der Novelle „Feldblumen" nicht das geringste zu tun. Die „Feldblumen" sind meinem Dafürhalten nach vor der Reise (August 1835) und nicht nachher ge schrieben worden, wie manche Literatur wissenschafter annehmen, die sich auf diese „Reise 1836" stützen. Die erste Nie derschrift dürfte schon im Herbst 1834 (bis Frühjahr 1835), in der Zeit des Lie besvakuums Stifters und seinem Schwanken zwischen Fanni Greipl und Amalia Mohaupt, erfolgt sein (vgl. die Daten in den „Feldblumen", und S. 79 und S. 109, Anm. 21). Amalia und Fanni sind auch die in ein kongruentes Misch bild zusammengefaßten beiden Frauen, die die Figur der „Angela" in den „Feld blumen" ergaben, denn Angela trägt Züge von beiden, soweit sie uns überliefert sind. Die Annahme Bergners, „A" (SW XXV / vgl. S. 89 und bei Fink / vgl. S. 92) im Tagebuch 1836 könnte für Angela ste hen, ist nicht stichhaltig. Zudem ist der „Ort der Handlung" in den „Feldblumen" das Almtal und der Almsee, die Stifter seit seiner Kremsmünsterer Studienzeit sicher bekannt waren, da sie seit jeher zu den Besitzungen des Stiftes Kremsmün ster gehörten und noch gehören und demnach die „Feldblumen" eine - ver schlüsselte - Erinnerung Stifters an Kremsmünster sind. Im übrigen können die ersten Novellen Stifters (Heidedorf, Feldblumen, Condor) mit seiner Hori zonterweiterung in geographischer und geistiger Sicht in Zusammenhang ge bracht werden: Heidedorf - Böhmer wald / Familie; Feldblumen - Voralpen (Kremsmünster) / Natur; Condor - Groß stadt (Wissenschaft) / Erziehung. So ge sehen, erhalten die Entstehungszeiten der ersten dichterischen Arbeiten Stifters einen einfachen und doch logischen Hin203

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