OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

Wie Wartberg ob der Alst 1771 zu den Hausnummern kam Hausnamen als Vorgänger der Hausnummern Die Numerierung der Häuser in einem Ort oder nach einzelnen Straßen ist erst im Ausgang des 18. Jahrhunderts eingeführt worden. Im Mittelalter waren Hausnamen die übliche Form der Bezeichnung von Häu sern. Sie hafteten an Haus und Hof, auch wenn der Besitzer bzw. Eigentümer wechselte. Auch heute sind noch Haus namen bei landwirtschaftlichen Gehöf ten üblich. Die ältesten Hausnamen gehen auf Besitzernamen zurück, bis dann seit dem 13. Jahrhundert, besonders in Süd deutschland, auch Wappendarstellun gen wie Adler, Bär und Einhorn und an dere Bezeichnungen, wie etwa „Zum Rebstock" oder „Zum Mohren", auftauchten\ Bestimmend sind ferner Lage und Umgebung, Beschaffenheit des Hau ses oder Beruf und Herkunft der Bewoh ner. Heute haben sich im Ortskern meist nur Apotheken und Gasthäuser eigene Namen erhalten. Im 18. Jahrhundert fanden einschnei dende Veränderungen statt; die zivilen und militärischen Verwaltungen wurden strukturiert und nahmen neue Formen an, und gleichzeitig ging man daran, die Straßensysteme auszubauen. Um den Bürger für Steuerzwecke und für den Wehrdienst zu erfassen, mußte einiges geordnet und reformiert werden. Ein solches Ordnen war auch auf dem Gebiet der Häuser- und Straßenbe zeichnungen notwendig, weil sich im 18. Jahrhundert das System der Haus namen nicht mehr für eine lokale Orien tierung eignete. So wurden nach franzö sischem Vorbild, oft durch französische Besatzung wie in Frankfurt oder Köln, statt der Hausnamen die Hausnummern eingeführt. Die bekannteste Anschrift, die auf diese Weise entstand, lautet Cöln, Glockengasse Nr. 4711. Als 1794 die Franzosen Köln besetzten und der Kom mandant die Häuser der Stadt fortlau fend numerieren ließ, schrieb ein beritte ner Korporal auf das Gebäude in der Glockengasse die Zahl 4711. In den meisten Fällen wurde einfach durchnumeriert. Erst später begann man mit der straßenweisen Numerierung. Eine moderne Entwicklung war dann die Unterscheidung in gerade Zahlen rech ter Hand und ungerade linker Hand. Durch Neubauten in den Straßenzü gen blieb keine Stadt und fast kein größe rer Ort seit dem Beginn des Zahlensy stems bis in die Gegenwart von einer mehrmaligen Umnumerierung ver schont. Hausnummern in Österreich Die Einführung der Hausnummern in Österreich fällt in das Zeitalter der in neren Reformen unter Kaiserin Maria Theresia, genau gesagt in die zweite Re formperiode von 1760 bis 1780, in der die sogenannten behördlichen Reformen ^ Oswald A. Erich, Richard Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. 3. Aufl., Stuttgart 1974, S. 333. 198

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