nötiger Pflege ein wichtiger Kulturfaktor. Konzipiert war die Veranstaltung quasi als Aufschrei gegen die herrschen den Strukturen in der Filmwirtschaft: Die reale Kinolandschaft vernachlässigt die Provinzthemen, der NEUE HEIMAT FILM wird hierzulande zuwenig produ ziert, aus dem Ausland werden zuwenig derartige Filme von den Verleihfirmen übernommen. Kommt der eine oder an dere Film dieses Genres doch in einen österreichischen Verleih, so geben ihm phantasielose Kinobetreiber der Provinz den Rest: Sie übernehmen die Filme nicht in ihr Programm, oder wenn, dann ver suchen sie diese Filme ebenso zu vertrei ben wie RAMBO und CROCODILE DUNDEE und wundern sich, wenn das Publikum ausbleibt. Schon in den letzten Jahren erzielte dielOCAL-BÜHNE FREI STADT mit NEUEN HEIMATFILMEN immer wieder überraschende Erfolge („Heidenlöcher", „Daheim sterben die Leut'"). Dieses Festival war eigentlich nur eine logische Konsequenz beharrlicher Aufbauarbeit, beweist die Existenz des Genres und auch das Bedürfnis der Be völkerung nach solchen Filmen. Den noch kann diese Veranstaltung nur als Beginn, als Impuls für eine Strukturände rung der Provinzkinokultur gesehen werden. Nun liegt es daran, den einge schlagenen Weg weiterzugehen und auch auf andere Orte positiven Einfluß zu nehmen. Dazu haben die Veranstalter ein Paket von Filmen des Festivals in Österreich behalten, um anderen Veran staltern auch die Gelegenheit zu geben, zumindest einen Teil des Programms zu übernehmen. Zur Beleuchtung der Situation des NEUEN HEIMATFILMS fand am Rand des Festivals auch ein Symposium statt. Experten und Interessierte diskutierten angeregt über das Thema, die Regisseure WOLFRAM PAULUS (,,Nachsaison", „Heidenlöcher"), JOSEF RÖDL („Der wil de Clown", „Grenzenlos") und GERARD GUERIN („Paysannes") nahmen zu ihrer Arbeit und zur Provinzkinosituation Stellung. Im Rahmenprogramm kamen auch Literatur und Kleinkunst (Walter Pilar, Kabarett „Wahn & Witz", Franz Prieler, Sigi Zimmerschied), Malerei (Ernst Hager und Michael Oberlik) und Musik (Das 1. Strenge Kammerorchester) nicht zu kurz. Eines kristallisierte sich in Freistadt auf der Leinwand und in der Diskussion heraus: der NEUE HEIMATFILM hat mit dem traditionellen nicht viel mehr gemeinsam als die Schauplätze, nur daß früher die Landschaft im Film nur zum touristischen Ausverkauf herhalten mußte, daß Realitätsferne von zum Teil harter, erschreckender Realität abgelöst wurde, daß heute kein Platz mehr ist für Kitsch, Gefühlsduselei und Jodl-Dodl. Trotzdem ist der NEUE HEIMATFILM auch bedeutend lustiger als der alte, man denke nur an KLEINE FLUCHTEN, DAS GEFRORENE HERZ oder DAHEIM STERBEN DIE LEUT. Als Überraschungsfilm gab es dann noch einen traditionellen Heimatfilm, der ungewollt viel Gelächter auslöste: DER KÖNIG DER BERNINA, von dem die ka tholische Filmkritik schon 1957 meinte, er sei „... ein mit zahlreichen Unerfreu lichkeiten vollgestopfter Heimatfilm be sonders schlechter Machart". Daß dieser Film vom World Wildlife Found für eine Benefizaktion ausgegraben wurde (Ehrenschutz: die Ministerinnen Flemming und Hawlicek), ist nur ein weiteres Indiz dafür, daß es notwendig ist, das Thema HEIMATFILM nicht einfach 192
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2